Sitzung des Holländisch-skandinavischen Komitees mit der Delegation aus Ungarn, 30. Mai 1917

P/25
CHA, Stockholm, N. & C., Mai 1917:4. Hschr. (Arthur Engberg), 30 S.1

II Hauptgr.[undzüge] z.[u] Int[ernationalen]
Vereinb[arungen]
2

  

   Kunfi:

   a) Die Fragen die hier aufgeworf.[en] wird sind derart dass
alle soz.[ialistischen] Part.[eien] sie umfassen. So schon vor dem Kriege.
Natürl.[ich] dass der Zustand woraus der Krieg hervorging derart war dass
der Krieg kommen musste. Deshalb muss dieser Zustand geändert werden. Alle
diese Fragen unter a) müssen im kommenden Friedenstraktat aufgenommen
werden. Die Erörterung dieser Fragen schwer in unserem Lande wegen der
Zensur. Aber im Anfang aber haben wir die öffentl.[iche] Meinung in Ungarn
zugunsten dieser Gesichtsp.[unkte] beeinflusst haben. Unsere Part.[ei] die
erste die während des Krieges für Schiedsgericht
eingetreten ist. Alle die Gedanken die diesbezügl.[ich] in The new
Statesman vorgetragen waren haben wir uns angeeignet.3 Es ist eine
grosse Beilage von "The new Statesman". Wir haben es übersetzt und
propagiert. Grossen Eindr.[uck] gemacht. Wir denken überhaupt dass eine
internat.[ionale] [Rechtsordnung]4 ohne Sanctionen
unmöglich
ist. Ich will noch eine Bemerkung machen. Nur auf der
Grundl.[age] dass eine gewisse pol.[itische] Nivellierung zwischen den Staaten
stattfindet. Es ist natürl.[ich] eine Schwierigkeit in der Verschiedenheit
der polit.[ischen] Ordnungen in den verschiedenen Ländern. Die
demokrat.[ische] Entwickl.[ung] muss eine Nivellierung ausüben in dieser
Hinsichten. Wir glauben dass die grossen Ungleichheiten in der polit.[ischen]
Entwickl.[ung] zum Kriege beigetragen haben.5

   b) Dieser Punkt logische Folg[e] des vorhergehenden.
Wünschen eine stufenweise Abrüst[ung] auf dem Lande und auf der See.
Unter Freih.[eit] der Meere versteh.[en] wir eine Ordnung dass 1) alle
Nat.[ionen] einen gesicherten Zugang zu dem Meere haben solle; 2)
Internationalisierung der Meerwege 3) Ausübung der Seepolizei soll
Internat.[ionaler] Administr.[ation] unterstellt sein.

   Hier kommen in Betracht die serbische und
ungarische Frage. Wir haben es als eine unkluge Pol.[itik] betr.[achtet]
dass Oesterr.[eich]-U.[ngarn] den Serben den Zugang zum Meere verweigert. Aber
auch für Ungarn ist es notw.[endig] einen besseren Zugang zum Meere [zu]
haben. Alle Entwickl.[ung] die eine Abschneidung der Ungaren von der Adria
[bedeutet] ist daher von uns zu bekämpfen. Es ist dies tatsächl.[ich]
die Situation dass die Strecke Budapest-Fjumi [Fiume] die ausgebaut worden ist.
Die ganze Küste kroatisch.6

   Branting Das hat also nichts zu tun damit ob
Kroatien in die eine oder andere Verbindung eingeht.

   Garami: Wir sind gegen jede Zerstückelung
Ungarns.7 Kroatien soll also nicht von Ungarn
losgerissen8 werden.

   Branting: Wenn wir über Kroatien reden so
fragt sich: ist es eine Beweg.[ung] in Kroatien die eine Änderung im
Verhältn.[is] zu Ungarn fordert?

   Kunfi: Gewiss, aber sie ist in Minderheit. Die
wollen Autonomie.9

   Garami: Grosse Kämpfe zw.[ischen] Serben und
Kroaten. Die Serben in Kroatien wollen hier eine Irredenta schaffen. Die
religiös.[en] Gegensätze auch zugleich
politische.

   Buchinger Die kroat.[ischen] Gewerksch.[after]
konnten nach dem Kriege sich nicht bewegen. Sie wurden zum Militär
eingezogen. Habe selbst gesehen dass die kroat.[ische] Arbeiterbew.[egung] zu
Grunde gerichtet ist durch den Krieg.

   Buchinger Die Kroaten haben ihre eigene[n]
Gewerkschaften. Das ist durch die Gesetzgebung bestimmt.

   Kunfi: Der Zusammenh.[ang] zw.[ischen] Ungern
u.[nd] Kroat.[ien] ist nur ein politischer. Im
übrigen Verschiedenheit. Aber durch die Mängel des Regimes ist
kroat.[ische] Agit.[ation] erweckt. Glaube dass wie keine irred.[entische]
Bestreb.[ung] unter den Flämen besteht sich an Holland anzuschliessen so
ist es auch im Verhältn.[is] zw.[ischen] Kroatien und Ungarn. Warum gibt
's in Belgien keine irred.[entische] Beweg.[ung] unter den Flämen und den
Wallonen? Gewiss weil sie sich Belgien anheimisch fühlen. Desh.[alb] sagen
wir dass die Lösung dieser Frage durch die Demokratische Entw.[icklung] in
Ungarn und

Kroatien selbst gesucht werden [muss]. Die Verwalt.[ung] in Kroatien selbst
liegt in den Händen der Ungarn.

   Nina Bang: Ist es möglich eine
Vereinig.[ung] aller Südslaven unter der oester.[reichisch]-ung.[arischen]
Krone zu verwirkl.[ichen]?

   Kunfi: Es ist mögl.[ich] alle im Rahmen
Oesterreich-Ungarns wohnenden Slaven zu vereinigen oder auch eine ande.[re]
Vereinigung, d.h. eine Verein[igung] aller Südslaven als
selbständiger Staat.10 Wir sehen nicht die
Notw.[endigkeit] dass die südslavische Frage derart zu lösen [ist].
Wir stehen in allen diesen Fragen für einem Wechsel in der Regierungsweise
aller dieser Fragen.

   Huysmans: Die Beweg.[ungen] in Serb.[ien]
Kroat.[ien] u.s.w. sind nationale Bewegungen.

   Kunfi: Die Regierung ist zwar in den Händen
der Kroaten aber die oberste Verantwortlichkeit liegt bei Ungarn
selbst. Desh.[alb] ist die Demokratisierung Ungarns die grosse Frage.

   Huysmans: Wir haben früher die nat.[ionalen]
Fragen unterschätzt.11

   Kunfi: Einverstanden, aber auch
gefährlich, wenn die Unterschätz.[ung] in Überschätz.[ung]
überschlägt.

   Huysmans: Glaube dass wir wenn wir die Fragen von
den Delegationen auseinandergesetzt bekommen so wird das bewirken dass wir das
Gefehlte in diesen Fragen nachholen.

   Van Kol Fürchte, dass wir die nat.[ionalen]
Fragen überschätzen werden. Wäre es mögl.[ich] dass man
federat.[ive] Republ.[iken] [er]halten können so wäre die Sache
erledigt.

   Branting In Skandinav.[ien] ein
naheliegendes Beisp.[iel] dass man die nat.[ionalen] Fragen nicht so eng
beurt.[eilen] kann dass man die Sache als erledigt betrachtet wenn eine freie
Vereinigung da ist. Es hat sich gezeigt dass die volle 
Selbständigkeit [Satz nicht vollendet]. Es waren Gefühlsgründe,
die stark waren.12 Es ist also zu beachten, dass man nicht alle
nat.[ionalen] Probl.[eme] durch die Demokratisierung lösen kann. Von
gleichem Ausgangspunkt aus stehen jetzt Norwegen und Schweden einander
näher. Ein gemeinsames skand.[inavisches] Vorgehen jetzt
leichter.13 Ein Missverständn.[is] wenn man glaubt dass man
nur mit der Demokratisierungsformel auskommen kann.14 - Von
Gewicht was Gen.[osse] Kunfi bemerkt dass die oberste Verantwortlichkeit in
Ungarn liegt.

   Kunfi: Ja, und in Oesterreich noch
mehr.

   Nina Bang: Man hat vor dem Kriege gesagt dass der
oesterr.[eichische] Thronfolger dafür arbeitete eine Vereinigung der
Südslaven unter Oesterr.[eich]

   Kunfi: Bei der jetzigen Struktur des
ung.[arischen] Staates ist es unmöglich [dass] die Frage in diesem Sinne
gelöst werden [wird]. Im Moment wo Ungarn eine Demokratie wird dann wird
wohl die Möglichkeit kommen diese Fragen im ung.[arischen] Parlament zu
diskutieren. Heute ist diese Lösung undiskutierbar. - Die
Mögl.[ichkeit] einer Lösung wie sie zw.[ischen] Schweden und Norwegen
stattfand zu kriegen ist auch zu beurteilen im Zusammenh.[ang] damit dass es
bei uns auch ein Verhältn.[is] zu Oesterreich
gibt
.15

   Troelstra: Sehr notw.[endig] dass wir die
notw.[endige] Begrenzung unseres Könnens in diesen Fragen uns klar machen.
Also: wir kehren zur Frage unter b) zurück.

   Huysmans: Man will die Freiheit der Meere. Die
Engländer werden auch antworten: auch die Freih.[eit] auf dem Lande. Daher
kommt es, dass wir die Frage von der Freiheit der Meere im Zusammenh.[ang] mit
der Abrüstungsfr.[age] behandeln müssen.

   Branting: Bemerkt dass in Dagens Nyheter eine
Reihe Artikel von Hans Vorst erschienen ist worin eine Abrüstung radikaler
Art vorgeschlagen wird.16 Bestimmungen auch gegen die Flotten. Also:
auch in bürg.[erlichen] Kreisen ist eine Strömung vorhanden in der
Abrüstungsfrage weit zu gehen. Habe wie Gen.[osse] Huysmans das
Gefühl dass die Oesterreicher sich vor allem für17 die
Abruestung auf der See ausgespr.[ochen] haben.

   Kunfi: Es ist notw.[endig] dass die
Abrüst.[ung]18 auf Land und See gleichzeitig kommt. Wir haben
in Ungarn eine Resolut.[ion] für Abr.[üstung] zu Lande gefasst; wir
vergassen die Abr.[üstung] zur See. Wir wollen es jetzt
korrigieren.19

   TroelstraEs wird kaum mehr eine so gute
Gelegenheit kommen die Abrüstung zu verwirklichen.

   c)20

   Kunfi c) Erklären dass wir für eine
Lösung der Transportwege fordern dass z.B. die Dardanellen und Gibraltar
internationalisiert werden.21

TroelstraIm Frieden sind diese Fragen nicht aktuell. Aber stellt man
sich vor dass die Dardanellen internat.[ionalisiert] sind. Wie muss im Falle
des Krieges diese Freiheit verteidigt werden?

   Kunfi: Internat.[ionale] Seepolizei.

   Troelstra: Gewisse Gebiete und Punkte
müssten also noch immer befestigt sein. Habe mich dem Gedanken widersetzt
eine Internat.[ionale] Ordnungsmacht milit.[ärischer] Art zu schaffen.
Aber das muss natürlich näher durch eine Kommission studiert werden.
Die Frage der Freiheit der Flüsse auch aktuell.

   Van Kol: Die Befest.[igung] bei den
Dardanellen?

   Kunfi: Internationalisiert.

   Kunfi: Von ausserord.[entlicher] Wichtigkeit die
Frage vom Wirtschaftskriegs nach dem Kriege zu behandeln.22 In den
Ententeländern hat sich diese Beweg.[ung] in der Pariserresol.[ution]
verdichtet.23 Auf der anderen Seite die Bewegung für ein
Mitteleuropa. Jede Lösung, die den wirtsch.[aftlichen] Krieg schärfen
will müssen wir bekämpfen, denn eben aus dem Wirtschaftskriege ist
der Weltkrieg hervorgegangen. Was uns belangt so haben wir von Anfang an den
ganz.[en] mitteleurop.[äischen] Gedanken
zurückgewiesen
.24Wir haben gewünscht dass
Deutschland gegen beide Seiten in gutes Verhältn.[is] kommt. Hier auch ein
Wort über den Freihandel. Uns.[ere] Situat.[ion] in dieser Hinsicht
schwierig. Es ist charaktär.[istisch] dass wir in diesen Fragen einen
Hauptpunkt sehen. Für uns ist es so dass die Zollfrage in der Lage ist
dass die Zölle Erziehungszölle sein können. Aber wir erwarten
von dem Freihandel eine so grosse Annäherung unter den Staaten dass wir
unsere besondere[n] Gesichtspunkte hier dem grösseren Zwecke ein
freies Europa zu schaffen unterordnen wollen.

   Huysmans: Was denken sie vom Argument der
Oesterreicher dass Mitteleuropa ein Vorteil wäre?

   Kunfi: Die Annäherung zw.[ischen]
Deutschl.[and] u.[nd] Oesterr.[eich] ist mit der Entfremdung im Westen
verbunden. Dies gefährlich. Wir haben eben deshalb den
mitteleurop.[äischen] Gedanken bekämpft. Renners Gedanke also nicht
acceptabel.25 Kann man den Freihandel durchführen so sind wir
für den Schutz der Schwachen und nicht der Starken. Wir glauben dass
Deutschland für den Freihandel reif ist. Ungarn zwar nicht.

   III

   Buchinger: a) und b) [Schriftlich
vorgetragen]26

   IV 

   [Schriftlich vorgetragen]27

   Buchinger: Es giebt auch eine bürg.[erliche]
Partei in Ungarn die für den Frieden arbeit. Caroli Führer
dieser Partei.28

   Kunfi: Als die Stockh.[olmer] Konf.[erenz]
beschlossen wurde hat das Blatt dieser Partei gefragt warum auch nicht
Vertreter für andere Parteien kommen dürfen.

   Branting: Wir müssen dafür sorgen dass
unser Internat.[ionaler] Parlament.[arischer] Sekretär Lange diese
Nachricht erhält. Diese Parlament.[arischen] Gru[pp]en sind auch
nützlich. - Lange steht dem Soz.[ialismus] nahe und es wird ihn freuen
dass er sich mit der Carolileuten in Ungarn in Verbindung setzen
kann.29 - Mitarb.[eit] der Neutr.[alen] an dem Frieden - in dieser
Bez.[iehung] wollen wir wissen, ob Sie auch damit einverstanden sind, dass die
Neutralen am Frieden mitarbeiten?

   Ungarn: Das wollen wir
gern
.30

   Buchinger: Wir meinen dass der Zeitpunkt für
schärfere Aktion gekommen ist. Die Stimmung unter den Massen eine
derartige. Diese Stimmung war so, dass unser Parteivorst.[and] keine andere
Wahl hatte als die Maifeier zu proklamieren. Und Oesterreich musste dasselbe
tun.31 Eine gute Grundlage also vorhanden. Wir brauchen ein
aktivere Internationale. I.S.B. ist heute vielleicht zu wenig
ausgebaut. Aber der Schritt dazu muss jetzt gemacht werden.32

   Troelstra: I.S.B. kann nur dann etw.[as] machen
wenn alle angeschloss.[enen] Partei.[en] darin arbeiten wollen. Stellen sie
sich vor welche Wirkungen grosse Streiks haben können. Aber es muss
Reciprocität sein. Ein bestimter Auftrag sollte von
allen Parteien dem I.S.B. gegeben werden. Mitarb.[eit] der
soz.[ialistischen] Parteien - dabei ist es möglich dass die
Regierungsdeleg.[ationen] die über den Frieden verhandeln werden auch aus
Sozialisten zusammengestellt sein werden. Und in der Stadt wo der Frieden
geschlossen werden soll, da soll gleichzeitig damit in derselben Stadt eine
Versammlung der Soz.[ialistischen] Part.[eien] stattfinden.

   Ungarn: Einverstanden!

   Buchinger: Wir wollen ein Ansuchen betreffs
unserers Wahlkampfes. Wir wünschen eine Kundgebung des Komitees
zugunsten unser Wahlkampfes. Es ist uns gelungen den erzreaktionären Tisza
zu fällen.33 Aber dies bedeut.[et] doch nicht den Sieg der
Demokratie in Ungarn. Es steht so, das Tisza im Parlament sein durch Schwindel
und Betrug zusammengesetzte Majorität [Verb fehlt]. Es ist zu erwarten
dass diese Partei davonlauft wenn Tisza weg ist. Aber wir haben doch die Partei
des Grafen Caroli. Und wir wünschen nun eine Kundgebung des Komitees, denn
es sollte von grosser Bedeutung sein. Wir müssen doch Ihre Sympathie
haben. Heute kann das Komit.[ee] mit Effekt sein Wort sprechen. Es ist hier
nicht nur eine Frage für die ung.[arische] Sozialdem.[okratie] sondern
für den ganzen Frieden.

   Endlich wäre die Erstärkung des ung.[arischen]
Prol.[etariats] und seine Einzieh.[en] ins Parlament eine Tatsache
grösster Bedeutung.

   Branting Wir können hier, in diesem Falle,
sagen dass es unsere einfache Pflicht ist unseren Wunsch auszusprechen in dem
Sinne wie Sie es gewünscht haben. Schlägt das vor.

   Beschluss: Eine
Kundgebung   

Buchinger: Bei uns wird es grosse Bedeutung haben. Hier die
Mögl.[ichkeit] mit russ.[ischen] Genossen zu verhandeln. Irgend ein Wort
in dieser Frage von russischer Seite sollte grosse Bedeut.[ung]
haben. Ein Kundgebung also in dem Sinne dass dies den Frieden fördern
sollte. Die ung.[arische] demokr.[atische] Frage sei nicht nur eine
ung.[arische] interne Frage sondern eine Frage von grossem Belang für den
Frieden.

   Huysmans: Bedenken gegen die Methode. Die
könnte den Anschein geben dass wir unvorsichtig sind. Von der
pol.[itischen] Frage Ungarns können wir nicht ins Blaue hinein etwas
sagen.

   Buchinger Man kann in der Kommuniqué
melden dass es auf Anreg.[ung] der ungar.[ischen] Genossen im Komitee
besprochen wurde.

   Kunfi Die Wirkung ist eine andere wenn
wir die Anregung geben oder wenn das
holl.[ändisch]-skand.[inavische] Komitee selbst die Aussprache durch
Anregung der Auseinandersetzung über die ung.[arische] Frage im
allgemeinen.

   Weltner Kompromiss: "Anknüpf[end] an die
Ausführ.[ungen] der ung.[arischen] Genossen fühlt sich das Kom.[itee]
aufgefordert"34

  Dies Beschluss

   Troelstra Dank an die Delegation.

Anmerkungen

1    Siehe auch Notizen von Huysmans, CHA, Stockholm, N.
& C. Mai 1917:4; von Troelstra, IISG, NL Troelstra, 423, und von Branting,
ARAB, NL Branting, 4.1:2. Pressekommuniqué Dok. Nr. P/25a und weitere
Nachweise in Dok. Nr. P/24, Anm. 1. - Nach den angeführten Notizen von
Huysmans waren anwesend: Ernö Garami, Zsigmond Kunfi, Manó
Buchinger, Jakob Weltner, Desider Bokanyi, S. Jaszai, Troelstra, Van Kol,
Branting, Möller, Söderberg, Huysmans, Engberg. - Vorherige Sitzung
Dok. Nr. P/24.

2   Punkt des Fragebogens. Zum Fragebogen siehe Dok. Nr.
P/15b.

3   The New Statesman, Organ der Fabian Society, brachte 1915
Studien von Leonard Woolf über die Möglichkeit, den Frieden durch
Einrichtung internationaler Organisationen zu sichern. Diese Studien waren von
der Fabian Society angeregt worden und sollten die Diskussion über dieses
Thema in Gang bringen. Sie wurden vervollständigt in Leonard Woolf,
International government, London 1916. Dazu Wilson 1978, S. 60ff.; Weckerlein
1994, S. 230-232.

4   Diese Ergänzung anhand der Notizen von Huysmans, Branting
und Troelstra, nachgewiesen oben in Anm. 1: Huysmans: "il faut que l'ordre
international ait des sanctions, morales et économiques";
Branting: "Intern.[ationll] rättsordning är omöjlig utan
saktioner, men hälst genom moral.[isk] o[ch] ekon.[omisk] pression"
[Internationale Rechtsordnung ist ohne Sanktionen unmöglich, aber am
besten durch moralischen und wirtschaftlichen Druck]; Troelstra:
"Int.[ernationale] Rechtsord.[nung] ohne Sanktionen nicht möglich".

5   In den Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm. 1: "c)
il faut nivéller les forces démocratiques en Europe si l'on veut
garantir la paix. C'est l'inégalité du
dévéloppement politique en Europe qui est une cause de la
guerre".

6   In einem Schreiben von Kunfi an Branting, kurz nach 5.6.1917,
in ARAB, NL Branting, 3.1:11, wird nochmals die Forderung des Zugangs zum Meer
(Kroatien und Fiume) hervorgehoben und außerdem auf Transsylvanien
hingewiesen.

7   Auch gegen Zerstückelung Österreichs. Dieser
Standpunkt hervorgehoben bei Valiani 1966, S. 302.

8   Gestrichen: "getrennt".

9   Siehe auch Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm. 1:
"Il y a un mouvement croate en faveur de l'indépendance de la Croatie au
sein de la Hongrie. Il y a aussi un mouvement d'indépendance vers
la Serbie, surtout sous l'influence des Serbes vivants en Croatie. Mais
en Croatie, il y a une administration croate, indépendante de Hongrie.
Mais cette bureaucratie croate est aussi mauvaise pour les Croates que les
Magyares pour les Hongrois. Cependant le g[ouvernemen]t est surtout
responsable car tout sort de là
". - Im österreichischen
Memorandum (nachgewiesen in Dok. Nr. P/21, Anm. 1) wird den vereinigten
Südslawen Autonomie innnerhalb Österreich-Ungarns zugestanden,
ansonsten sollten die Balkanstaaten durch Bündnis die Forderung "Balkan
den Balkanvölkern" verwirklichen. Die bosnische Delegation wünschte
einen südslawischen Staat und Autonomie der Südslawen in
Österreich-Ungarn (siehe Dok. Nr. P/16, Anm. 3). Die kroatisch-slawonische
Delegation trat für die Unabhängigkeit der Kroaten, Serben und
Slowenen und zugleich für eine Balkanföderation ein (siehe Dok. Nr.
P/64, Anm. 3). Die USPD trat für einen serbischen Nationalstaat ein, der
Serbien, Bosnien, Montenegro, Kroatien, Dalmatien und Istrien umfassen und in
eine Balkanföderation eingebunden werden sollte (siehe Dok. Nr. P/44b).
Sitzung mit der serbischen Delegation Dok. Nr. P/74a-c.

10   Hier argumentiert man etwas anders als die Österreicher, siehe
Dok. Nr. P/21. - In den Notizen von Troelstra, nachgewiesen oben in Anm. 1:
"Keuze: of alle Serven onder Oostenrijk of alle Serv. bij
Servie" [Wahl: ob alle Serben zu Österreich oder alle
Serben zu Serbien]. Danach steht "theoretisch".

11   In den Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm. 1: "Il
faut que les questions nationales soient mieux considérées.
L'Int[ernationale] les a sousévaluées. Chaque parti devrait les
considérer dans le memorandum".

12   Danach gestrichen: "Für die innere[n]
Verhältn.[isse] Schwedens hat". - Die hier angesprochene
schwedisch-norwegische Union wurde 1814 durch die Angliederung Norwegens an
Schweden im Frieden von Kiel gebildet und auf norwegisches Verlangen hin 1905
aufgelöst.

13   In den Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm. 1:
"Maintenant nous refaisons l'unité pour le triangle Norvège,
Suède et Danmarc". - Die skandinavische Zusammenarbeit wurde mit dem
Treffen der drei Könige im Dezember 1914 eingeleitet. Anschließend
trafen sich die skandinavischen Ministerpräsidenten und
Außenminister mehrfach.

14   Vgl. in den Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm.
1: "La Norvège s'est séparée malgré la
démocratie".

15   In den Notizen von Huysmans, nachgewiesen oben in Anm. 1: "Il
y a un problème de Croatie à la Hongrie, comme il y a un
problème de Hongrie à l'Autriche".

16   Dagens Nyheter, liberale Zeitung, Erscheinungsort Stockholm.
Artikel von Hans Vorst, "Vägen till freden" [Der Weg zum Frieden],
15.5.1917, S. 5; 21.5., S. 5; 27.5.; 29.5., S. 10; 8.6., S. 9, und 14.6., S.
9.

17   Gestrichen: "gegen".

18   Der Satz ursprünglich: "Es liegt nahe dass die
Engländer".

19   Im in Dok. P/24, Anm. 1, nachgewiesenen ungarischen
Memorandum und im Pressekommuniqué, Dok. Nr. P/25a, wird die
Abrüstung zu Land und zur See angesprochen.

20   Punkt IIc im Fragebogen: Mittel, die berechtigten
Bedürfnisse der ökonomischen Expansion ohne territoriale
Machterweiterung zu befriedigen.

21   Nach den Notizen von Branting, nachgewiesen oben in Anm. 1,
wurde auch der Suez-Kanal genannt.

22   Die Betonung des Wirtschaftskriegs, wie auch von Seiten der
österreichischen Delegation, hebt Marin 1996, S. 135, hervor.

23   Dies auch in den Notizen von Branting, nachgewiesen oben in
Anm. 1, festgehalten, nicht in den Notizen von Huysmans. - Pariser
Wirtschaftskonferenz 1916 siehe Nachweise in Dok. Nr. P/14a, Anm. 7.

24   Zur Mitteleuropakonzeption siehe Miller 1974, S. 221-232.

25   Dies auch in den Notizen von Branting, nachgewiesen oben in
Anm. 1, festgehalten: "Vi kunna ej acceptera Renners argument" [Wir können
Renners Argumente nicht akzeptieren]. - Marin 1996, S. 135, weist auch
besonders darauf hin, daß sich dieser Standpunkt u.a. von dem Renners
unterscheide. - Danach durchgestrichen: "Das Argument der off[enen]
Thüren".

26   Fragebogen Abschnitt III: Praktische Verwirklichung dieser
Ziele. - Eckige Klammern in der Vorlage. - In der in Dok. Nr. P/24, Anm. 1,
nachgewiesenen hschr. Version des Memorandums liegt zu diesem Punkt eine Seite
in abweichender Handschrift auf deutsch vor. Die Überschrift "III a) und
b) (Praktische Verwirklichung)" ist durchgestrichen; eine Überschrift
"III. Praktische Verwirklichung dieser Ideen" in der Handschrift Kunfis
schließt einen vorhergegangenen Abschnitt ab. Es heißt: "All die
hier behandelten wichtigen Probleme u.[nd] zw.[ar] das der nationalen Autonomie
der Weltwirtschaft, der Ausgestaltung des intern. Volksrechts, der
Schiedsgerichte u. das der Abrüstungen sollten nunmehr auf Grund der vom
Komitee eingeholten Antworten u.[nd] gesammelten Daten detailliert u.[nd]
planmässig von Fachreferenten u.[nd] Studienkommissionen zu konkreten
Vorschlägen verarbeitet werden. Es wäre der Wunsch des ungar. Partei,
dass als besonderer Punkt der Friedensverhandlungen die Frage intern. oblig.
Vereinbarungen u.[nd] Garantien in Bezug auf Arbeiterschutz- u.
sozialpolitischer Gesetzgebung in die Reihe der zu behandelten [behandelnden]
Fragen aufgenommen werde". So auch mit geringfügigen,
übersetzungstechnisch bedingten Änderungen in der gedruckten Fassung
des Memorandums. - Die Bedeutung, die die Ungarn diesen letzteren Fragen
zumaßen, hebt Jemnitz in dem in Dok. Nr. P/24, Anm. 1, genannten Beitrag
hervor.

27   Fragebogen Abschnitt IV: Aktion der Internationale. - Eckige
Klammern in der Vorlage. - In der in Dok. Nr. P/24, Anm. 1, nachgewiesenen
hschr. Version des Memorandums liegt zu diesem Punkt eine Seite in abweichender
Handschrift auf deutsch vor. Dort wie im Memorandum werden die Reaktivierung
der Internationale und des ISB, die Mitarbeit der Neutralen und die
interparlamentarische sozialistische Zusammenarbeit gefordert.

28   In den Notizen von Branting, nachgewiesen oben in Anm. 1: "
Karolys parti kraftigt i parlam.[entet] för freden" [Károlyis
Partei im Parlament kräftig für den Frieden]. - Michael Graf
Károlyi war Präsident der Unabhängigkeitspartei. Siehe seine
Memoiren Gegen eine ganze Welt. Mein Kampf um den Frieden, München 1924.
Dort, Károlyi 1924, S. 172, heißt es: "Die Károlyi-Partei
wurde die ungarische Friedenspartei".

29   Zu Verbindungen mit der bürgerlichen Friedensbewegung
siehe etwa die Schreiben von B. de Jong van Beek en Donk von der Organisation
centrale pour une paix durable, besipielsweise an Stauning 20.4.1917, 26.4.
(Antwort Staunings), 13.6., in ABA, SDF, 531; an Branting 4.8., in ARAB, NL
Branting, 3.1:12; an Huysmans 30.8., CHA, Dossiers, I 617. Zu Christian L.
Lange siehe seine Anfrage bei Huysmans, 27.7.1917, CHA, Stockholm, Corr., Juli
1917, Nr. 114, sowie Huysmans Antwort, 30.7., ebd. Nr. 123.

30   Im Memorandum, nachgewiesen in Dok. Nr. P/24, Anm. 1, wird
die Friedensaktivität als "Verdienst" der Neutralen bezeichnet, und weiter
heißt es: "Tout en remerciant le Comité pour le travail
effectué jusqu'ici, nous considerons comme extrêment important de
voir assurer à l'avenir une collaboration permanente des pays neutres
aux pourparlers de paix". Dieser Dank nicht im Pressekommuniqué, Dok.
P/25a. - Im Hinblick auf Brantings Neutralität gab es gewisse Vorbehalte,
wie aus den Erinnerungen von Buchinger hervorgeht. Branting sei
ententefreundlich. Aber er sei durch die Stellungnahmen von Garami und Kunfi
positiv beeinflußt worden und habe Verständnis für den
ungarischen Standpunkt gezeigt. Branting sei weiter in den Komiteesitzungen
schweigsam ("eine Statue des Schweigens"), aber privat ein anregender
Gesprächspartner und ein freundlicher Gastgeber gewesen. Nach dem in Dok.
Nr. P/24, Anm. 1, genannten Beitrag von Jemnitz.

31   Zu den Maifeiern 1917 in Österreich Troch 1991, S.
164-168.

32   Dies wird auch im Memorandum genannt, nicht im
Pressekommuniqué.

33   Siehe Nachweis Dok. Nr. P/24, Anm. 13.

34   Siehe Telegramm, unterzeichnet von Branting, Troelstra,
Huysmans, an die sozialdemokratische Partei in Ungarn mit
Glückwünschen zum Kampf für die Demokratisierung, "zur Energie,
mit der Ihr die Erklärungen, die von Euch in Stockholm abgegeben worden
sind, in die Tat umsetzt und an der Schaffung eines dauerhaften und
sozialistischen Friedens mitwirkt" ("till den energi, med vilken I i
verkligheten omsätter de förklaringar, som av eder avgivits i
Stockholm, och medverken till skapandet av en varaktig och socialistisk fred"),
nach schwed. Social-Demokraten 8.6.1917, S. 1.