Sitzung des Holländisch-skandinavischen Komitees mit der Delegation der MSPD, 7. Juni 1917, Abend

P/30
CHA, Stockholm, N. & C., Juni 1917:1. Mschr., 2 S.1

M A J O R I T É 
A L L E M A N D E

IV

le 7 juin 1917 à 6.30 heures

/Sur le communiqué à la presse/

B r a n t i n g,
M ö l l e r,
S t a u n i n g,
N i n a  B a n g,
T r o e l s t r a,
A l b a r d a,
S c h e i d e m a n n,
E b e r t, F i s c h e r,
H u y s m a n s,
V i d n e s s [Vidnes],
E n g b e r g.

  
S c h e i d e m a n n:
Höchstens 100 Druckzeilen haben wir unser Kommuniqué umfassen
lassen. Trage dieselbe vor. / Siehe Beilage /.2

  
T r o e l s t r a: Ist es nicht
überflüssig zu erwähnen, dass das Material den Mitgliedern zum
Teil unbekannt war.

   B r a n t i n g:
Einen sehr einseitigen Eindruck giebt die Communiqué. Aber dies die
eigene Sache der deutschen Genossen. Aber es muss festgelegt werden, dass dies
ein Bericht der deutschen Genossen, nicht des
holländisch-skandinavischen Komitees ist. Alle die Erinnerungen, welche in
der ersten Rede nicht erörtert sind, sind mit ein paar Worten abgetan.
Verstehe, dass es vielleicht nötig ist, dass man nennt, dass
anlässlich einiger Erinnerungen die deutsche Delegation sich entschlossen
hat zu antworten auf gewisse Bemerkungen. Es würde als eine Stellungnahme
aufgefasst werden, wenn es nicht ausdrücklich bemerkt wird, dass dies ein
Bericht der deutschen Genossen ist. Es würde sonst ein Lärm in
der Ententepresse entstehen.3

   V i d n e s s [Vidnes]: Es
steht in diesem Berichte, dass die Rede des Genossen David einen Eindruck
gemacht hat,4 aber es steht nicht welchen Eindruck. Wenn ein
solcher Bericht der Welt übergeben wird, so muss gesagt werden, dass das
Komitee dazu nicht Stellung genommen hat.

  
S c h e i d e m a n n:
Selbstverständlich ein Bericht von uns, nicht vom Komitee. Gebe
Genossen Branting Recht, dass der Uebergang deutlicher werde. Davids Rede hat
wenigstens auf mich, der doch das Material kennt, eine ungeheuren Eindruck
gemacht.5

   H u y s m a n s: Wir
hätten vermeiden wollen eine Polemik mit der Minderheit zu erwecken.
Weiter: wenn man sagt, das hat Scheidemann, das hat David gesagt u.s.w. /Ich
habe nicht Genossen Davids Rede als eindrucksvoll gefunden, im Gegenteil mich
verwundert, dass er gewisse Behauptungen gewagt hat/ - dann muss ich sagen,
dass das Komitee gar nicht eingezogen werden darf.

   E b e r t: Ein Bericht notwendig,
denn sonst müssen wir nachträglich uns äussern und das wollen
wir vermeiden. Vorschlag: "Das Komitee nahm von diesem Bericht teil ohne
Stellung zu nehmen".

  
T r o e l s t r a: Auch im Anfang muss
gesagt werden, dass es ein Bericht der deutschen Genossen ist.

   B r a n t i n g:
Alles dieses wird erledigt, wenn man meine Vorstellung betr. des Ueberganges
zur Rede Davids hinnimmt.

  
S c h e i d e m a n n: Die
Rede des van Kol machte es notwendig, eine Auseinandersetzung zu
machen.6

  
T r o e l s t r a: Niemals die
Notwendigkeit gefunden zu behaupten, dass unser Komitee mit den Berichten der
Delegationen nichts zu schaffen hat. Deshalb ist es nicht angebracht mit dem
vorgeschlagenen Zusatze.

   F i s c h e r: Vorschlag:
"Das Komitee nahm die Ausführungen Scheidemanns und Davids entgegen, aber
hielt es nicht für seine Aufgabe zur Zeit zu den Darlegungen der einzelnen
Delegationen Stellung zu nehmen".

  
B e s c h l u s s: Fischer Vorschlag
wurde angenommen.7

Anmerkungen

1   Entspricht der hschr. Mitschrift (7 S.) von Arthur Engberg, in
CHA, Stockholm, N. & C., Juni 1917:1. - Zur Sitzung Scheidemann 1921, S.
133f., und Scheidemann 1928/2, S. 10.

2   Die Beilage liegt nicht bei. - Nach Vorschlag auf der Sitzung
der MSPD-Delegation am 6.6.1917 sollten David, Scheidemann, Sassenbach und
Müller an der Abfassung des Berichts teilnehmen; siehe Dok. Nr. P/28c.
Nach Scheidemann 1921, S. 133, seien er und David mit der Abfassung beauftragt
worden. Der Bericht sei dann am 7.6. um 17 Uhr von der Delegation geprüft
und "mit ganz bedeutungslosen Änderungen akzpetiert" worden.

3   Vgl. Scheidemann 1921, S. 133: "Ich las den Bericht vor und
bemerkte, wie unfreundlich ihn Branting aufnahm".

4   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"eine grossen Eindruck". - Scheidemann 1921, S. 134, nennt nur Troelstra und
Branting, die verlangt hätten, diese Formulierung zu streichen; denn "das
Komitee komme sonst in den Verdacht, daß es nicht absolut objektiv sei".
Scheidemann weist weiter darauf hin, daß Troelstra dabei "nicht wohl"
war, weil er sich nach der Rede Davids positiv geäußert hatte; siehe
Dok. Nr. P/28a, mit Anm. 6.

5   Scheidemann 1921, S. 134: "Hier rief Stauning boshaft
dazwischen: "Auf mich auch, ich wäre damit einverstanden, daß gesagt
wird: die Rede machte auf Scheidemann und Stauning tiefen Eindruck". "Ich
akzeptierte die Streichung mit dem Bemerken, es komme mir darauf an, daß
die tiefen Eindrücke haften blieben, nicht aber darauf, daß man die
Tatsache ausdrücklich konstatiere".

6   Im Bericht im Vorwärts 9.6.1917, S. 1, werden die
Einwände von Van Kol und Branting nicht genannt, nur allgemein
angeführt, daß über die Schuldfrage und die eventuelle
Mitschuld der SPD gesprochen wurde und daß ein Tribunal, vor dem man sich
zu verantworten habe, nicht akzeptiert werde.

7   Jener Satz schließt den Bericht im Vorwärts
9.6.1917, S. 1, ab.