Sitzung des Holländisch-skandinavischen Komitees mit der Delegation der MSPD, 11. Juni 1917

P/32a
CHA, Stockholm, N. & C., Juni 1917:2. Mschr., 12. S.1

M A J O R I T É 
A L L E M A N D E

le 11 juin 1917./ 3.30 heures /

   Anwesend: Troelstra, Albarda, van Kol, Staunung [Stauning],
Nina Bang, Vidness [Vidnes], Ebert, Bauer, Sassenbach, Legien, Scheidemann,
Müller, David, Fischer, Molkenbuhr.2

  

   Vorsitzender:
T r o e l s t r a. Er eröffnet die
Sitzung.

   I. Friedensbedingungen.3

   E b e r t: Memorandum ausgearbeitet.
Absicht so zu verfahren: der Redner zum ersten Teil liest vor, was wir dazu
gelesen haben, dann Erklärungen und ebenso mit den anderen.

   D a v i d: Liest die Beantwortung
auf I vor. / siehe Beilage /.4

  
A n n e x i o n e n: Gegner
gewaltsamer Gebietsaneignungen. - Rückgabe entrissener Kolonien.

  
K r i e g s e n t s c h ä d i g u n g:
Aufzwingung von Kriegsentschädigung ist zu verwerfen. -
Oekonomische Versklavung eines Volkes durch andere verwerflich.

  
W i e d e r h e r s t e l l u n g:
Beantworten die Frage mit j a. Aber lehnen eine einseitige
Wiederherstellung zerstörter Gebiete ab. Zerstörung des
Privateigentums der geringste Teil des Schadens.

  
S e l b s t b e s t i m m u n g s r e c h t:
S.-Recht der Völker auf Aufrechterhaltung oder Aufrichtung der nationalen
Unabhängigkeit. 1/ Zuerst Belgien, Serbien. Belgien soll unbedingt
wiederhergestellt werden ohne Vasall eines anderen zu werden. Betr. der
Balkanstaaten Zustimmung zur Oesterreichischen Deklaration.5

   2/ Kongresspolen, Fin[n]land.6

   3/ Irland, Ägypten, Tripoli, Marokko, Indien, Korea.

   A u t o n o m i e:
Kulturelle7 Autonomie von uns empfohlen. Verurteilung jeder
Beeinträchtigung der Muttersprache.

  
E l s a s s-L o t h r i n g e n:
War nie ein selbständiges Staatswesen. Ethnographisch 9/10 -
deutsch. Kein historisches Recht für Frankreich auf diese Gebiete. - Die
deutschen Sozialisten fordern volle Staatsberechtigung, Freiheit im Aufbau
seines inneren Staatswesens. Vor dem Krieg haben sich die französischen
Sozialisten damit einverstanden erklärt.8

   B r a n t i n g:Hörte den Anfang nicht.
Frage: ist es die Absicht der deutschen Delegation hier klipp und klar zu
sagen, dass der Wunsch der Bevölkerung nicht berücksichtigt werden
wird.

   D a v i d: Die Elsass-Lothringische
Volksvertretung ist wie sie durch unsere Mitwirkung zustandekam, ist voll
demokratisch. Es ist vollkommen gleiches, allgemeines, direktes
und geheimes Stimmrecht. Mit diesem Wahlrecht ist der Landtag
zusammengesetzt. Die nationale Strömung schloss sich zusammen zu einem
nationalen Block. Der Wahlkampf führte zur Niederlage dieses nationalen
Blocks. Der Ausdruck der Gesamtbevölkerung ist damit gegeben. Gewaltige
Mehrheit für das Verbleiben Elsass-Lothringens im Deutschen Reich. Die
Elsass-Lothringische Frage eine innerdeutsche und so zu
lösen wie ich Ihnen unterbreitet habe. Darlegungen von zwei Zeugen /
Belege von Georg Weil[l] "Neue Zeit 1901 und Grumbach/.9 Der erste
Zeuge betr. die Frage [Begegnung]10 der Bevölkerung als eine
akademische Frage. - Niemals von uns zugegeben, dass diese Frage eine
internationale sein kann. Die Resolution von Jena 1913.11 Weiter in
BERNER KONFERENZ12 besprochen. Grumbach
begründet auf dem Jena Parteitag jene Resolution. Machte Front gegen die
Deutschenhetze in Frankreich, polemisierte gegen Clemenceau und sagte, dass
wenn die Konferenz in Bern praktische Arbeit leisten soll, so muss es als ein
inneres deutsches Problem behandelt werden. Wir Elsassisch
Sozialist.[en] bekämpfen u.s.w. / Jenaer Rede Beleg/.

   B r a n t i n g:
Diese Tatsache ist mir nicht unbekannt.13 Besonders nicht unbekannt,
dass Grumbach die Frage als ein[en] Zankapfel von der Tagesordnung
wegwünschte. Er wie die Els.[aß]-Lothr.[inger] auf dem Standpunkte
dachte sich eine Weiterentwicklung im Rahmen des deutschen Reiches. Aber die
Voraussetzung war, dass kein Krieg da war. Nun liegt die Sache anders. Die
Internationale protestierte ihrerzeit gegen die Annexion.14 Da
einmal der Krieg da ist, so ist die Frage des Unrechtes vor 50 Jahren nicht zu
erledigen mit stenographischen15 Gründen.

   Diese Auffassung, die zu Jena und Bern herrschte, ist durch den
Krieg verscho[ben]. Bekannt, dass Grumbach die Gründe seiner
neuen16 Auffassung dargelegt hat. Der Krieg ist dazwischen
gekommen. Ich weiss nicht, wie weit die Wahlen die Stimmung im Reichsland
abspiegeln. Wir müssen wenn die Fragen wieder aufgerollt sind uns fragen:
Was wollen die Leute selbst, wenn sie sich frei äussern können. Viele
Verfolgungen und Strafen während des Krieges, was bezeugt, dass die
Stimmung nichts weniger als einheitlich ist.

   Wenn Sie deutsche Genossen, so sicher sind, dass die Interessen
der Bevölkerung sich nach Deutschland drängen, so ist es mir klar,
dass Sie nichts dagegen haben können, dass dies durch eine Volksabstimmung
bestätigt wird. Das Problem steht durch den Krieg auf der Tagesordnung.
Ohne den Krieg hätte es sich anders entwickelt. Die deutschen Genossen tun
klug, wenn sie das beachten.

  
T r o e l s t r a: Sowie Genosse David
uns die Frage klargelegt hat, so muss zugegeben werden, dass der Standpunkt der
deutschen Sozialisten stark ist, weil ein gleichlautender Beschluss von sowohl
deutschen als französischen Genossen gefasst ist, stark auch weil dieser
Beschluss während des Krieges aufrechterhalten wird. Aber die Frage
für die Arbeiter-Bewegung von grosser Bedeutung. Es steht fest, dass die
Frage im Vordergrund steht, wenn die Möglichkeit des Friedensschliessens
behandelt wird. Bedauere, dass die französischen Sozialisten sich
festgelegt auf diese Frage. Man kann die Stellung der deutschen Sozialisten
billigen und diejenige der französischen Genossen bedauern, und bedauern,
dass die Vereinbarung der Parteien vor dem Kriege nicht aufrecht erhalten wird.
Aber es ist auch eine Frage den Krieg nicht wegen dieser Frage verlängern.
Ich sage nicht, dass wir hier sind um Frieden zu schaffen zwischen den
Regierungen, aber zwischen den Parteien. Wenn die deutsche Regierung nicht von
einer Änderung der Elsass-Lothringischen Frage wissen will, versteht sich.
Aber die sozialistischen Parteien eines Landes nicht verpflichtet sich dadurch
abhalten zu lassen, einen Schritt zu machen um mit den Parteien des anderen
Landes übereins zu werden. Also: Meinen Sie, dass die Elsass-Lothringische
Frage derartig ist, dass wegen dieser Frage eine Vereinbarung unmöglich
gemacht wird. Die Frage ist im Vordergrund. Auf dem Boden der Selbstbestimmung
der Nationen stehend, so muss ich sagen, dass es gut ist, wenn es hier zu einer
Vereinbarung kommen kann. Davids Ausführung nichts mit dem
Selbstbestimmunsgrecht zu tun. David hat sich auf Resolutionen und Wahlen
berufen. Aber ist nicht dieses zu formal. War es nicht so, dass die letzten
Wahlen ao ausgefallen, weil die Bevölkerung diese Frage jetzt nicht in den
Vordergrund schieben will, weil man wichtigere Sachen zu tun hat. David wird
nicht behaupten, dass eine Volksabstimmung über das Selbstbestimmungsrecht
Elsass-Lothringen jetzt denselben Ausschlag geben würde. Diese Frage muss
ich nun17 die deutschen Delegierten stellen. Bin nicht blind
für die Schwierigkeiten einer Volksabstimmung.18 Genosse Wendel
hat im "Vorwärts" hierüber einen interessanten, aber zu kasuistischen
Artikel geschrieben.19 Ich glaube, dass wenn die deutschen
Sozialisten um eine Verständigung mit den französischen Genossen zu
gewinnen, sich für eine Volksabstimmung aussprechen, so würde das
viel Gift wegnehmen und grosse Verständigung zwischen den Parteien
herbeiführen. In den neutralen Ländern ist die sozialistischen
Auffassung ganz gewiss die, dass eine derartige Erklärung der deutschen
Sozialisten als eine befreiende Tat begrüsst werden würde. - Die
grösste Hemmnis ist hier, dass man hier nicht in Frankreich frei als
Sozialist der Frage gegenüber steht. Aber die deutsche Sozialdemokratie
fühlt auch eine gewisse Gebundenheit aus Rücksicht darauf, dass eine
freie Aussprache hier einen Sturm erwecken würde.20 Deshalb
habe ich Ihnen dies unterbreitet, um darauf hinzuweisen, wie wünschenswert
es wäre, dass Sie den Wünschen der französischen Genossen
entgegenkommen und eine Thür öffnen, wodurch ein weiterer Schritt
gemacht werden könnte zur Verständigung.

   V a n K o l: Die deutschen
Genossen haben gesagt, dass sie letzten Mann und letzten Pfennig hingeben
werden. Die Franzosen dasselbe. In meiner Broschüre persönlich meine
Meinung geäussert.21 Referendum beschwerlich. Schiedsgericht
von Neutralen möglich. Ist es nicht möglich, dass man einen Teil an
Frankreich zurückgeben könnte.

   Wird es nicht möglich Elsass-Lothringen zu Buffer
[Puffer]-Staat zu machen. Diese Fragen möchte ich stellen. Aber die Frage
keine sozialistische Frage, sondern eine nationale und kapitalistische Frage.
Beide Teile, sowohl die Deutschen, als die Franzosen, könnten hier
nachgeben. Eine endgültige Frage notwendig.

  
M o l k e n b u h r:
Möglichst bald einen Frieden. Aber Land herausgeben, was der Feind nicht
besetzt, das geht nicht. Kehren Sie die Lage im 1870-71 um. Was würden die
Franzosen dann gesagt haben. Wir wollten nicht, dass Frankreich
Elsass-Lothringen zurückerobert durch Krieg. Soll nicht Friede geschlossen
werden ehe Elsass-Lothringen ausgegeben wird, dann wird der Krieg
verlängert. Aber selbst dann wenn eine Volksabstimmung zustandekommt, so
muss man bedauern, dass Elsass-Lothringen 40 Jahre mit Deutschland sich
entwickelt hat. Selbstverständlich würde ein Abschneiden von einem
Glied hier eine Unmöglichkeit für dieses Glied allein zu leben. Die
Basis seiner wirtschaftlichen Existenz ist Deutschland. Wir sagen nicht,
wir geben eventuell Elsass-Lothringen aus.22

  
S c h e i d e m a n n: Alle
Genossen betonen, dass ihnen die Tatsachen gut bekannt sind. Will nicht dieses
bezweifeln. Aber wie wenig sie diese Tatsachen würdigen. Wie kann man
solche Forderungen erfüllen wie hier gestellt wird. 1871 protestierten
unsere Genossen, weil die Bevölkerung sich an Frankreich gewöhnt
hatte und es würde Revanchekriege abgeben. Beruft man sich auf unsere
Stellung 1870, da muss man sich selbst auf denselben Standpunkt stellen. Man
muss also protestieren von diesem Standpunkte aus, dass ein neuer Revanchekrieg
entsteht. Kein Land würde es ertragen. Deutschland besonders nicht, weil
Elsass-Lothringen deutsches Land ist. 88,6 [%] sprechen deutsche Sprache. Die
Abstimmung sollte vielleicht ein anderes Bild geben, meint Troelstra, als 
Wahlen. Glauben Sie, dass ein Land das 9/10 deutsch spricht einem
französischen Land und das wirtschaftlich zu Deutschland gehört, sich
nach Frankreich zurückschlagen will. Nein. Weiter: die Leute müssen
also abstimmen um an ein ander[es] Land zu kommen, wo sie es schlechter
bekommen und dessen Sprache nicht die ihrige ist. - Schwierigkeiten technischer
Art der Abstimmung. - Selbstbestimmungsrecht der Nationen gut. Aber wird es
auch ein Teil derselben23 Bevölkerung gelten. Ich
könnte es verstehen mit Irland. Aber Elsass-Lothringen ist
deutsches Land, ein Teil der deutschen Nation. Dann müsste sich die
ganze deutsche Nation aussprechen. Aber auch dass Elsass-Lothringen eine
Nationalität ist muss ausser Betracht bleiben. Der Vorschlag eines
Schiedsgerichtes kann nicht diskutiert werden. Troelstra warf die Frage auf,
wie sich die Dinge zugespitzt haben und ob eine Aenderung möglich ist.
Aber wenn die Franzosen ihre Stellung in den verschiedenen Fragen wie bisher
einnehmen, dann, fürchte ich, fast dass eine Verständigung nicht
möglich ist. Genosse Troelstra konsidiert [konzediert] uns allerlei. Er
bedauert die Haltung der Franzosen, aber bedauert auch unsere. Dazu antworte
ich, dass wir vom Anfang an gegen alle nationale
Strömungen gekämpft haben. Unsere Parteiprinzipien verpflichten
objektiv zu sein. Unsere hochentwickelte Elsass-Lothringische Bevölkerung
gegen Neger auszutauschen wollen wir nicht. Ein Wort über die Stimmung in
unserem Lande, so ist die ganze Bevölkerung der Auffassung, dass
Deutschland der Krieg aufgzwungen ist. Weiter hat Deutschland grosse Gebiete
besetzt. Aber es soll nicht nur das was es erobert hat zurückgeben,
sondern auch das was sie schon vorher hatten. Ledebour hat sich gegen
die Zumutung gewahrt darüber zu debattieren.24 Wenn der Krieg
weiter geführt wird wegen dieser Frage, dann fällt die Verantwortung
auf die Franzosen. Aber Grenzberichtigungen wollen wir gerne.25 Dass
wir zum letzten Mann und Pfennige kämpfen würden - so etwas haben wir
nie gesagt. Auch der anderen Seite muss hier zugeredet werden, damit sie
einsehe dass dies eine kaum gerechte Forderung ist.

   B r a n t i n g: Tut
mir leid, dass Genosse Scheidemann gemäss den Erklärungen Davids es
unmöglich findet hier weiter zu gehn. Was will die Bevölkerung. Nun
sagen Sie, dass es, weil es ein deutsches Land ist, bei Deutschland bleiben
will. Aber Sie wissen, dass trotzdem dass dieselbe Sprache und seine Abstammung
bewahrt, hängt es an Frankreich mit allen Fiebern [Fibern]. Die Proteste
der deutschen Genossen 1871 hatten auch ihre Bedenken wegen der Stimmung der
Bevölkerung selbst. Ich verstehe auch nicht, dass man hier so beweist, als
ob man vor einer Elsass-Lothringischen Versammlung stände und ihr die
Vorteile auf deutscher Seite zu beweisen. Aber das reicht nicht hin. "Zabern"
ist genug zu nennen um daran zu erinnern, was ich meine. Muss auch
erinnern, dass die gemeinsame Erinnerung an die grosse Revolution hier wichtig
ist für die Zusammengehörigkeit mit Frankreich. Bebel sagte 1907 in
Stuttgart als Antwort auf Rosa Luxemburg, dass Elsass sich in Jahrhunderten an
der Entwicklung Frankreichs teilgenommen hat und von der grossen Revolution
genossen.26 - Es handelt sich hier nicht um dies dass die Auffassung
in Deutschland fest gegründet ist. Dies ist eine traurige Botschaft. Denn
die Franzosen finden, dass 1871 ein Unrecht begangen ist. Sie haben gegen die
Revanchegelüste gekämpft. Und Jaurès ist diesen
Revanchegelüsten zum Opfer gefallen. Diese fürchterliche Tatsache,
dass der Krieg da ist, hat bewirkt, dass der alte Standpunkt verschoben ist und
die Frage ist von neuem aufgerollt. Wenn es eine solche Stimmung
wäre wie z.B. in Jämtland, das eigentlich mit Norwegen verwandt und
verbunden wäre, eine Stimmung also dafür, dass Jämtland an
Norwegen käme, dann sollte ich mich als Sozialist verpflichtet fühlen
dies zu berücksichtigen.27 Ich sage es offen, dass wenn eine
solche Stimmung da entstände, so müssten wir die Stimmung verstehen.
Jetzt liegen die Sachen in der Elsass-Lothringischen Frage so, dass eine starke
Stimmung in Elsass-Lothringen ist. Abstimmung bereitet technische
Schwierigkeiten. Aber möglich, dass z.B. die Schweiz hier die Rolle eines
Besorgers der Abstimmung zu übernehmen hätte. Wir wollen nicht nur
kritisch Ihrer Stellung gegenüber stehen, wir wollen auch versuchen Sie zu
verstehen. Wir müssen natürlich auch den französischen
Genossen sagen, dass wenn ein Revanchekrieg von deutscher Seite kommt, so ist
es ihre Pflicht nachzugeben.28

   F i s c h e r: Die
Abstimmung n i c h t gefordert von Elsass-Lothringen selbst,
sondern vom Auslande. War es nicht grosses historisches Unrecht
1688.29 Dass Elsass-Lothringen mit allen Fiebern [Fibern] an
Frankreich hängt, darüber haben die Franzosen anders beurteilt. Dass
die wirtschaftliche Zusammengehörigkeit jetzt die entscheidende
ist, muss man beachten. Elsass-Lothringen ruiniert, wenn es von Deutschland
losgetrennt wird. Dieselben Gründe wie Elsass-Lothringen vor 1871 nach
Frankreich neigte, binden nun seine Neigung an Deutschland. Die deutsche
Sozialdemokratie hat dieselbe Stellung wie die Partei einmal: Marx, Engels,
Liebknecht und Bebel, haben immer gewirkt30 für den
Revanchekrieg. Wir haben die alte Stellung eingenommen. Die Franzosen dagegen
haben ihre Auffassung geändert. Nehmen wir an, dass es doch so ist, dass
es kein Krieg der deutschen Sozialisten ist. Kein Mensch in Deutschland kann
sich auf diesen Standpunkt stellen. Wir können nicht die
Kriegsfortführung ändern. Oder glauben Sie, dass wenn die Franzosen
ihre Auffassung ändern deshalb von den herrschenden Klassen in Frankreich
aufgegeben werde.

   S ta u n i n g: Eine
Lösung muss kommen. Finde doch unmöglich, dass die deutschen Genossen
ein Land herausgeben sollen, weil die Regierung des anderes Landes es
wünscht. Etwas ganz anderes, wenn die Bevölkerung es selbst
wünscht. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich eine Lösung von
aussen vorzuschlagen. Für die deutschen Sozialisten muss es notwendig sein
zu überlegen, ob es möglich sein könnte die
grösstmöglichste Selbständigkeit zu geben.

   D a v i d: Die letzte Anregung
verstehe ich, dass wir also der Elsass-Lothringischen Bevölkerung die
volle kulturelle Autonomie einräumen wollen. Dies seine Beantwortung schon
gefunden in unserer Erklärung über Autonomie im allgemeinen. Wir
wollen sagen, dass wir die Bundes-Staatliche Gleichberechtigung festhalten
für Elsass-Lothringen. Wir können hier natürlich eine andere
Formulierung geben die noch besser ist. Breit und im
weitesten Masse wollen wir hier Freiheit geben.

   Gegen Branting will ich Ergänzungen machen. Branting weist
auf Grumbachs Broschüre hin. Es sei doch hier so gedacht worden, um einen
Krieg zu vermeiden, habe er sich gebeugt. So liegt die Sache nicht. Es gab in
dieser [Frage]31 vor dem Krieg keinen Meinungsunterschied in der
Elsass-Lothringischen Partei.32 Bebel, der citiert wurde, / "Wir
Sozialisten wollen keinen Fusstritt33 deutschen Bodens aufgeben"/,
er tat in den letzten Jahren eine Äusserung, dass wir alle überzeugt
sind, dass die deutsche innere Entwicklung im Zeichen der Revancheidee gehen
würde, wenn Elsass-Lothringen von Frankreich genommen werde. Dies ist
tasächlich und deshalb müssen die französischen Genossen dies
beachten. Weiter: wer hat sich denn gebrochen. Die Franzosen sagen: die
Deutschen haben den Krieg angezettelt und deshalb ist die
Vereinbar[ung]34 zunichtegegangen.35 Aber wir haben den
Krieg nicht angezettelt. Wir sahen die Elsass-Lothringische Frage eine
nationalistische Rolle spielen je länger die Einkreisungspolitik des
Delcassé fortgegangen ist. Diese Einkreisungspolitik hat den Krieg
gebracht, und das Ziel war hier die Eroberung Elsass-Lothringens. Nun muss man
sagen: man hat alle Rassen zusammengeworfen um uns niederzuschlagen, aber ist
es gelungen. Nein. - Es liegt hier die Frage der Schuld am Krieg mit in. Der
russische Botschafter Benckendorff berichtet aus 1913, dass die Franzosen die
einzigen waren damals, die den Krieg wollten. Und man glaubt in Deutschland,
dass Poincaré und Delcassé die Hauptschuld tragen.

   Nun die Frage der Volksabstimmung - wenn wir sie anerkennen, so
giebt dies prinzipiell Deutschland unrecht. Man macht einen Eingriff in
die deutsche Suverenität [Souveränität] und verlangt, dass eine
Frage, die international36 ist, international sein soll. Das z w
e i t e
ist, dass die Volksabstimmung in dem konkreten Falle vom
Volke
selbst nicht gewollt wird. Die Vertreter
Elsass-Lothringens lehnen es einstimmig ab, diese Frage als
eine internationale zu betrachten. Nur von militärischen Gegnern
wird das gefordert. Die Vorfrage also schon wird abgelehnt.

   An der Frage: Wer stimmt ab, sind sich die französischen
Genossen in [die] Haare geraten. Eine gewaltige Zufuhr aus den alten Reichsland
von industrieller Bevölkerung, die man ausschalten will. Genosse van Kol
hat in seiner Broschüre darauf hingewiesen, dass Elsass-Lothringen in 4
Teile aufgeteilt werden müsse, wenn Abstimmung stattfindet. Ein Eingriff
in die Suverenität [Souveränität] des Staates, der nicht
berechtigt ist, weder durch militärische Lage noch historisch, liegt hier
vor. Wir haben die französischen Genossen gewarnt sich in diese Sache
hineinzurennen. Es ist unmöglich und es würde den Krieg gar nicht
abkürzen, wenn die deutschen Sozialisten so etwas forderten. Es ist also
gar keine Lösung. Es führt nicht zur Abkürzung des Krieges. Man
muss die französischen Genossen fragen, ob sie den Krieg fortsetzen
wollen. Wer einsieht, dass dies ein Hindernis für die Abkürzung des
Krieges ist, seine verdammte Pflicht ist es hier nachzugeben. Keine
Annexion wollen wir, aber wir wollen auch keine Annexion gegen
u n s. Eine deutsche Partei kann nicht mit freier Stirn hier
so etwas zugeben. Die französischen Genossen mögen die Sache
prüfen.37

   E b e r t: Van Kol meinte, dass wir
gesagt haben, dass wir den Krieg zum letzten Manne und letztem Pfennig
fortsetzen müssen. Dies nicht gesagt.38 Branting hat
gemeint, dass wir jetzt eine andere Stellung einnehmen. Bebel hat schon in
Stuttgart die Stellung klargelegt. Ich will verweisen auf die Erklärung
der Partei 1891 im Reichstag, wo wir gesagt haben, dass wir das Bestehen hier
anerkennen. Bebel fragte den Herrn Steiner zu zeigen, wo er jemals oder ein
anderer Sozialist gesagt hat, dass wir Elsass-Lothringen an Frankreich
zurückgeben wollen. Schwer von hier aus die Stimmung in Elsass-Lothringen
zu beurteilen. Ich bin als Badenser Nachbar, war oft da im Parteitag und ich
kann versichern, dass es nicht diese Stimmung giebt. Grumbach hat Gastrolle in
der Elsass-Lothringischen Frage gespielt, aber nicht in der
Elsass-Lothringischen Partei. Die Els.[aß]-Lothr.[ingische]
Partei hegt gar nicht eine solche Auffassung. Das
Strassburger Parteiblatt hat dagegen entschieden gekämpft. Auch
während des Krieges hat die Partei dagegen gekämpft. Im Februar 1916
haben alle Bezirkstage protestiert gegen diese Forderung. Im
Elsass-Lothringischen Landtag ebenso hat man protestiert. / Beleg
vorgetragen/.

   Bemerke, dass der Ricklin vom Landtag gewählt war. Die
Vorgänge in Elsass-Lothringen während des Krieges: alles liegt hier
in Händen vom Militär, denn es ist ja Kriegsgebiet. Und was in
Elsass-Lothringen vorkomme, könnte in jeder beliebigen Gegend von
Deutschland vorgekommen sein.

   B r a n t i n g:
Es wird natürlich bestritten, wenn französische Gesinnung
dargelegt wird.

   E b e r t: Jeder
Elsässischer Politiker hat die Möglichkeit offen und frei
auszusprechen. Aber von diesen hat man nicht gefordert, dass
Elsass-Lothringen zu Frankreich zurück soll.

   Ich war während des Krieges vielfach in Elsass-Lothringen.
In Strassburg würden Sie finden: dass wir den Mann nicht verstehen, dass
man hier eine Abstimmung fordern könnte. Strassburg durch und durch eine
deutsche Stadt. Die französische Partei muss hier gewarnt werden.
Marcel Sembat39 hat auch offen gewarnt vor allen Plänen
in dieser Richtung. Das trotzdem, dass sich die französische Partei so
festgelegt hat in dieser Frage. Alles was geschehen, kam von unserer Seite um
Verständnis zu schaffen, aber wir können keinen Schritt weiter gehn.
Ein dauernder Friede wäre damit nicht zu gewinnen sein.40

   M ü l l e r: Wir
können z.B. eine genauere Formulierung über die Autonomie geben. Wir
haben alles getan um alle Keime künftigen Krieges zu vertilgen. Wir haben
uns gesagt, dass für uns gibt es eine Stimmung für einen dauernden
Frieden zu schaffen. Alle Annexionen verwerfen wir. Acceptieren [akzeptieren]
die Aussprüche des Soldaten-Arbeiterrats. Ein Teil von deutschem Land
sollte hier losgerissen werden. Die Frage liegt für die Neutralen so, dass
sie einen Ausweg zur Lösung finden müssen. Wenn die Franzosen zur
Besinnung kommen, wie viel sie verloren haben um Elsass-Lothringen, dann werden
sie dies bereuen. In Bezug auf die Zitate von Bebel ist genug gesagt. Aber in
den letzten Jahrzehnten haben wir uns mit der Vorbeugung des Krieges
beschäftigt, zuletzt in Basel.41 In engen Kreisen der
französischen Partei hat man dabei an die Elsass-Lothringische Frage
gedacht. In Basel damals sprach ich mit Bebel und er sagte, dass wir nicht eine
Elsass-Lothringische Frage als eine Frage die in der Resolution über den
Krieg [Lücke im Text, Verb fehlt] anerkennen können.42 Es
ist nicht meine Auffassung die Meinung der Minderheit zu vertreten. Aber ihr
Organ sagt offen, dass sie nicht einmal daran denken.43 Auf "Zabern"
eine Antwort. Das provisorische Auftreten eines preussischen Leutnanten lag
hier vor aber eben Zabern ist eben die deutscheste44 Stadt in
Elsass und hat den konservativsten [Abgeordneten] schon in den 90 [1890er]
Jahren in den Reichstag geschickt. Wir wissen, dass die Internationale nicht
mehr unsere Lage erschweren kann, als wenn sie fordert, dass wir hier
nachgeben. Sie müssen uns verstehen. Ich bedauere dass die
französischen Genossen uns nicht verstehen wollen.

  
S ö d e r b e r g: Verstehe, dass
die deutschen Genossen nicht anders sagen als sie können.

   L e g i e n: Nein,
w o l l e n.

  
S ö d e r b e r g: Wir können
nicht die Franzosen überzeugen, davon, dass die Deutschen Recht haben.
Wäre es nicht möglich, so in Elsass-Lothringen zu tun dass eine
Erörterung der Frage in Elsass-Lothringen selbst stattfinden
könnte. Denke, dass wenn die französischen Genossen erfahren, dass
[es] eine solche Stimmung in Elsass giebt, so werden vielleicht die Franzosen
nachgeben.

   B a u e r: Kundgebungen der
Bevölkerung während des Krieges, dass die Bevölkerung nicht zu
Frankreich zurück will - solche sollten die französischen Genossen
als gemacht betrachten. Ein Land, wo sich der Krieg zum Teil
abspielt da kann man natürlich nicht solche von Söderberg besprochene
Volksversammlungen haben. Die Volksvertreter sind frei. Man kann niemand
zwingen eine Erklärung zu geben für Bleiben der Elsass-Lothringer in
Deutschland. So ist doch geschehen. Nachdem die Frage erledigt, so kann doch
nicht eine Partei nun diese Vereinbarung als ungültig betrachten. Die
Franzosen sagen, dass sie nicht den Krieg aufgeben, ehe sie Elsass-Lothringen
zurückerobert haben. Hat denn die Menschheit etwas gewonnen. Nein. - Noch
ein Jahr des Krieges wird Millionen Menschen kosten. Der Krieg wird vielleicht
noch ein Jahr dauern und Frankreich wird noch nicht Elsass-Lothringen haben und
wird noch nicht den Frieden wollen. Ueber das Gerede, dass Frankreich und
England für die Freiheit der Nationen kämpfen, haben die deutschen
Arbeiter nur ein mitleidiges Lächeln.45 In Deutschland wird man
die Arbeitsklassen damit nicht gewinnen. Vor allem muss hier vom Komité
den französischen Genossen gesagt werden, dass sie Verstand nehmen.

   V i d n e s s [Vidnes]: Verstehe
sehr gut, dass diese Sache ernster ist, als ich es gedacht habe. Ich verstehe
auch, dass die Deutschen hier Elsass-Lothringen als ein Stück des
Vaterlandes behandeln. Wir wissen auch, dass es unter den französischen
Genossen eine andere Auffassung herrscht. Was Stauning gesagt hat, löst
auch nicht die Frage. Es wäre unnütz hier weiter zu diskutieren. Es
ist am besten die Auffassung der deutschen Genossen hier zum Ausdruck kommen zu
lassen und es dabei bleiben zu lassen. Nach dem Kriege, aber nicht
während des Krieges soll wohl am liebsten die Volksabstimmung
stattfinden.

  
T r o e l s t r a: Ich sagte gestern
dem französischen Genossen Lafond [Lafont],46 dass es mir
vorkäme, dass wir in diesem Problem eine einheitliche Lösung nicht
finden können. E i n e Lösung ist doch, dass
man auf beiden Seiten erklärt, dass der Krieg nicht wegen dieser Frage
fortgesetzt werden darf. Man könnte dann wenigstens von unserer Seite
einen Druck ausüben. Ich habe Äusserungen gehört, dass wir uns
mit der Volksabstimmung abfinden können. Und auch der Genosse Lafond
[Lafont] hat sich so ausgeprochen, dass die Frage ist ob der Krieg nur wegen
Elsass-Lothringen fortgeführt werden soll.47

   V a n K o l: Wir
haben die nämliche Frage an die andere Delegation48 gerichtet:
würden sie wegen der Elsass-Lothringischen Frage den Krieg fortsetzen.

   H u y s m a n s: Ich
bin der Meinung, dass jedes Land eine grosse Kultur hat. Ich habe auch die
Ueberzeugung, dass die engl.[ischen] Ge[ossen]49 etwas geleistet
haben während des Krieges. Leider existiert die Frage. Sie aber, Sie sagen
n e i n. Nun wie kann man die Frage lösen. Wir
denken, dass eine Abstimmung sowohl demokratisch als möglich
sein muss. Sie sagen doch, dass Sie nicht können und wollen.
Ueberzeugt, dass man so etwas machen kann. Unterschied zwischen Volksvertretung
und Referendum datiert von 1913, wo auch ich Parteigänger dafür war,
die Frage im Rahmen des deutschen Reiches zu lösen. Nun aber ist die Frage
in eine neue Lage gekommen. Die Abstimmung wird nicht die deutschen Genossen
beunruhigen. Aber es ist nur die Sache hier Frieden unter den Parteien zu
bringen. Wir könnten dann etwas tun, um den französischen Genossen zu
begegnen.50

   D a v i d: Der Vorschlag des
Genossen Troelstra, dass Lafond [Lafont] sich in derselben Richtung bewegt
habe, dass man erklären muss, dass der Krieg nicht wegen Elsass-Lothringen
fortgesetzt werden dürfe. Ist das gemeint, so gilt es auch den Franzosen.
Ist es gemeint, dass wir unsere Regierung beeinflussen müssen
Elsass-Lothringen [her]auszugeben, so können wir es nicht.51
Keine sozialistische Partei soll den Krieg verlängern, sobald ein
Friede ohne Annexionen möglich ist
.

   H u y s m a n s:
Erinnern Sie sich die Resolution von 1915.52 Da wurde gesagt, wir
wollen Elsass-Lothringen nehmen und dann abstimmen. Aber es wäre auch
nicht möglich, dass Sie sagen können: Wir sind bereit ein Referendum
zu machen weil wir so sicher sind, dass Elsass-Lothringen deutsch bleiben
will.

   D a v i d: Keine Regierung
würde sich darauf einlassen denn es wäre noch immer ein Eingriff in
die Souveränität eines Staates. Was den Landtag betrifft so haben
alle das Recht des Schweigens. Was man da nicht innerlich will, braucht
man nicht zu sagen. Deshalb war da das Recht sich im Landtag auszusprechen. Ich
glaube nicht, dass ein anderes Recht aus der Abstimmung herauskomme.

  
T r o e l s t r a: Die Konferenz solle,
soweit keine Verständigung in der Elsass-Lothringischen Frage erzielt
wird, nicht begnügen die Frage beiseite zu schieben. Genosse David fragt:
was will das sagen für uns Deutsche. Antwort: Beim Alten. So auch Lafond
[Lafont] für Frankreich.

   Wir haben von einem Ententepolitiker gehört, dass wenn in
Deutschland ein parlamentarisches demokratisches System aufkommt, diese Frage
ihre Bedeutung verlieren wird. Vielleicht könnte man durch eine Resolution
bewähren,53 dass der Krieg nicht verlängert werden
darf.

   L e g i e n: Stand
der Arbeiterwelt54 in den verschiedenen Ländern nah. Huysmans
sagt, dass Elsass-Lothringen eine Frage ist. Ja, aber nicht für
Deutschland. Für die Entente. Es ist eine Frage Englands und
Frankreichs. Wenige Jahre nach 70 [1870] war es für uns keine Frage mehr.
- Referendum praktisch nicht durchführbar. Man muss den Vorschlag so
machen, dass er ernst genommen werden kann. Es würde unsere ganze Stellung
in dieser Frage über den Haufen werfen. Die französischen Genossen
haben Einfluß in ihrer Regierung. Die können deshalb diesen
Einfluß ausnützen. Gestützt auf die Gründe, die wir
vortragen erkennen wir an, dass der Krieg nicht wegen dieser Frage
verlängert werden darf.

   V a n K o l: Würden Sie
nur wegen Elsass-Lothringen den Krieg verlängern.

   D a v i d: Wir haben schon gesagt,
dass wir Grenzregulierungen zugeben, aber wenn man fragt: wie wollen Sie sich
stellen. Dann sagen wir: weil wir einen Frieden ohne Annexionen wollen, so
können wir nicht Elsass-Lothringen [her]ausgeben. Die Unversehrtheit
unseres Landes
müssen wir festhalten.

   F i s c h e r: Wenn der
Krieg entbrannt wäre wegen der Elsass-Lothringischen Frage, dann wäre
es doch für uns ein Verteidigungskrieg.

   E b e r t: Schlage vor, dass
wir wegen55 Fortsetzung unserer Denkschrift vertagen.

   Nächste Sitzung: Morgen 10 Uhr.56

Anmerkungen

1   Dem Protokoll liegt eine hschr. Fassung (Bleistift) auf
deutsch von Engberg (95 S.) zugrunde, in CHA, Stockholm, N. & C., Juni
1917:2. Dort auch hschr. Notizen von Huysmans. Die mschr. Version auch in IISG,
NL Troelstra, 427; dort 423 auch hschr. Notizen von Troelstra. Kurzer Auszug
abgedruckt in Blänsdorf 1969, S. 387-389. Siehe auch die Version in Dok.
Nr. P/32b. - Zur Sitzung Pressekommuniqué Dok. Nr. P/34d; David 1966, S.
234; Bericht Scheidemanns in MSPD-Parteiausschuß, 26.6.1917, Protokoll S.
10; Troelstra 1931, S. 126f. Scheidemanns Charakterisierung in Scheidemann
1921, S. 143: "[...] wieder eine Sitzung mit dem Friedenskomitee, in der wir
uns stundenlang lediglich über Elsaß-Lothringen unterhielten. Dabei
kam es zu lebhaften Zusammenstößen mit Branting und Van Kol. Wir
verteidigten entschieden unseren Standpunkt und wiesen auf unsere schriftliche
Antwort hin, davon gingen wir nicht ab."

2   Wie aus dem Protokoll hervorgeht waren auch Branting,
Söderberg, Engberg und Huysmans anwesend.

3   Bezug auf Punkte des Fragebogen. Zum Fragebogen siehe Dok. Nr.
P/15b.

4   Eine Beilage nicht auffindbar. - Memorandum der MSPD
nachgewiesen in Dok. Nr. P/34a, Anm. 16.

5   Das österreichische Memorandum nachgewiesen in Dok. Nr.
P/21, Anm. 1; siehe auch Pressekommuniqué in Dok. Nr. P/22a.

6   Im Memorandum der MSPD, nachgewiesen Dok. Nr. P/34a, Anm. 16:
"Eine zweite Gruppe, für die das Selbstbestimmungsrecht der Nationen in
Frage kommt, bilden diejenigen Völker, die ihre ehemalige
Selbständigkeit verloren hatten, durch die Ereignisse des Krieges aber von
der fremden Oberherrschaft sich befreit sehen. Das trifft zu für
Kongreßpolen und Finnland. Die Anerkennung des Rechts der
Selbstbestimmung darf ihnen nicht versagt werden". - Zur Forderung der MSPD
nach Autonomie von Polen im deutschen bzw. österreichischen
Herrschaftsgebiet siehe Beitrag von Tych, Die Stockholmer Konferenz 1917 und
die polnische Frage, auf einer Konferenz in Stockholm, 2.-3.12.1987, S. 5.
- Zu MSPD und Finnland siehe auch Dok. Nr. P/27d; Kirby 1974, S. 77f.

7   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg
doppelt unterstrichen.

8   Auf dem Parteitag der SFIO im Juli 1914. - Zur Frage
Elsaß-Lothringen 1917 vor allem Stillig 1975 und Stillig 1977, S.
138-142, 217f., 229-231, 252f.; Miller 1974, S. 215-221.; Blänsdorf 1979,
S. 153f., 177-180, 278, 319f.; Grossheim 1978, S. 161-165; weiter auch
Heidegger 1956, S. 162-174; Wehler 1962, S. 44-75, und Wehler 1970, S. 56-60;
Soell 1963.

9   Georg Weill, Elsaß-Lothringen und das Reich, Neue
Zeit 1901, S. 641-648, 694-698. - Salomon Grumbach auf dem Parteitag der
SPD in Jena, 17.9.1913, Protokoll S. 359-361, Begründung der unten in Anm.
11 nachgewiesenen Resolution; eine weitere Stellungnahme von ihm zu
Elsaß-Lothringen am 15.9., Protokoll S. 123f. Siehe auch seine Schrift
Das Schicksal Elsaß-Lothringens. Reden eines elsässischen
Sozialisten an zwei Nationen (Neuchâtel 1915).

10   Lücke im Text ergänzt aus der oben in Anm. 1
nachgewiesenen Mitschrift von Engberg.

 

11   Resolution im Protokoll des Parteitags der SPD in Jena,
14.-20.9.1913, S. 182 und S. 556.

12   Deutsch-französische Verständigungskonferenz in Bern am
11.5.1913, stenographischer Bericht gedruckt Bern 1913.

13   Nach Scheidemanns Bericht in Parteiausschuß der MSPD,
26.6.1917, Protokoll S. 10, brachten Branting und auch Van Kol "die alten
Ladenhüter" vor; siehe auch Urteil oben in Anm. 1.

14   Aufruf des Generalrats der IAA vom 5.9.1871.

15   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"etnogr.[afischen]". So auch in Dok. Nr. P/32a.

16   Siehe die oben in Anm. 9 nachgewiesene Schrift.

17   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"an".

18   In einem Gespräch erklärte Troelstra Gustav Mayer
gegenüber, in einer Diskussion über eine Volksabstimmung, falls sich
die deutschen Sozialdemokraten darauf "überhaupt einlassen", werde sich
"ganz von selbst heraustellen, wie praktisch undurchführbar diese
Forderung wäre. Wie blödsinnig sei es z.B. zu verlangen, dass nur die
Alt-Elässer dabei Stimmrecht haben sollten". Tagebuchaufzeichnung
5.6.1917, IISG, NL Mayer, 40, S. 31.

19   Von Wendel auch Schrift Elsaß-Lothringen und die
Sozialdemokratie, 1916; dazu Heidegger 1956, S. 166f. Diese Schrift wurde nach
der Ankunft der MSPD-Delegation in Kopenhagen am 29.5.1917 von Hermann
Müller überreicht, dän. Social-Demokraten 30.5.1917, S. 4.

20   In dem oben in Anm. 18 nachgewiesenen Gespräch wollte
Troelstra die Frage Elsaß-Lothringen "auf der Konferenz möglichst
bis zuletzt lassen".

21   De komende vrede en de sociaal-demokratie (Amsterdam 1916).

22   Zu dieser Haltung von Molkenbuhr Braun 1999, S. 313.

23   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg
doppelt unterstrichen.

24   In der gemeinsamen Sitzung von Parteiausschuß und
Reichstagsfraktion, 14.-16.8.1915, siehe Ratz 1969, S. 156.

25   Scheidemann wies auch darauf hin, daß man dies den
Russen mitgeteilt habe, siehe Dok. Nr. P/32b mit Anm. 8.

26   Am 19.8.1907 in der Kommission Der Militarismus und die
internationalen Konflikte, Protokoll des Stuttgarter Kongresses der
Internationale, S. 81-83.

27   Die Provinz Jämtland im mittleren Nordschweden, die seit 960
zu Norwegen gehörte bzw. unter norwegischem Einfluß stand, kam durch
den Frieden von Brömsebro 1645 zu Schweden. Danach setzte ein langsam
verlaufender Schwedisierungsprozeß ein.

28   Siehe zu Brantings Einstellung in der Frage
Elsaß-Lothringen Dok. Nr. P/21, Anm. 52.

29   Gemeint die Einverleibung von Elsaß-Lothringen unter
Ludwig XIV.

30   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"gewarnt für [gegen]".

31   Lücke im Text ergänzt aus der oben in Anm. 1
nachgewiesenen Mitschrift von Engberg.

32    In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von
Engberg ursprünglich: "Es galt jedes andere als diej.[enigen] die sich der
Els.[aß]Lothr.[ingischen] Partei anschlossen in der Frage zu
bekämpfen."

33   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"Fussbreit".

34   Lücke im Text ergänzt aus der oben in Anm. 1
nachgewiesenen Mitschrift von Engberg.

35   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"zurückgeg.[angen]".

36   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"innernational".

37   David demonstriert hier "die kategorische Absage an alle
Vermittlungsversuche" seitens der MSPD, die Boll 1980, S. 174, hervorhebt.

38   Eberts Diskussionsbeitrag ab "Branting hat gemeint", die
folgende Antwort von Branting und der anschließende erneute Beitrag von
Ebert auch abgedruckt bei Blänsdorf 1969, S. 387-389, mit entsprechenden
Kommentaren.

39   Bezugnahme auf Sembats Buch Faites un roi, sinon faites la
paix (Paris 1913); siehe dazu auch Blänsdorf 1979, S. 26. - Ebenfalls
genannt in der Vorkonferenz mit der österreichischen Delegation am
25.5.1917, siehe Dok. Nr. P/21 mit Anm. 47.

40   Hier endet der oben in Anm. 38 genannte Abdruck.

41   Außerordentlicher Kongreß der Internationale in
Basel 1912.

42    In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von
Engberg ursprünglich: "eine Els.[aß]Lothr.[ingische] Frage als
Kampffrage anerkennen können".

43   Stellungnahme der Minderheit zu Elsaß-Lothringen siehe
Miller 1974, S. 216-218; Stillig 1975, S. 69f., 73f.; Boll 1980, S. 174-179. -
Siehe auch Dok. Nr. P/44a-c. Die USPD ging im Gegensatz zur MSPD von
"Verständigungsnotwendigkeit" aus, so Boll 1980, S. 175, trat für das
Selbstbestimmungsrecht ein und befürwortete eine Volksabstimmung.

44   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg
doppelt unterstrichen; ursprünglich: "die deutsch-konservativste".

45   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg
ursprünglich: "ein Gelächter".

46   Zu Gespräch mit Ernest Lafont am 10.6.1917 siehe
Nachweise Dok. Nr. P/31a, Anm. 5.

47   Wahrscheinlich ist das "die Rede Troelstras, die Öl auf
die Wogen goß", so Scheidemann 1921, S. 143. - Branting hörte nach
Scheidemann diese Rede nicht mehr, weil er sich "wie gewöhnlich
entfernte", da er "übermäßig als Redakteur und Abgeordneter
beschäftigt war". Siehe auch Dok. Nr. P/28a, Anm. 4. - In "Brieven uit
Stockholm" [Briefe aus Stockholm], IV (24. Juni) in Het Volk 29.6.1917, S. 1,
erklärte Troelstra, daß er einem Gespräch mit Albert Thomas in
Stockholm dessen Standpunkt in der Frage Elsaß-Lothringen zwar besser
verstanden habe, aber seine Überzeugung sich nur bestärkt habe,
daß es "wünschenswert und möglich" ("wenschelijk en mogelijk")
sei, diese Frage auf der Konferenz in beiderseitigem Einvernehmen sachlich und
vernüftig zu lösen.

48   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"an deren Del.[egation]".

49   Lücke im Text ergänzt aus der oben in Anm. 1
nachgewiesenen Mitschrift von Engberg.

50   In seinen Notizen, nachgewiesen oben Anm. 1, faßt
Huysmans seine Stellungnahme folgendermaßen zusammen: "1o il y
a une différence entre la volonté des élus parlementaires
et la volonté de la nation. De là le réferendum.
2o Cet argument est d'autant + important que les élus
parl[ementaires] datent de 1913, avant la guerre, où justement par cette
politique les alsaciens lorrains voulaient éviter la guerre.
3o L'argument: Les alsaciens parlent all[emand] donc sont
All[emands]. Les danois du N[ord] de l'All[emagne] parlent danois et sont
All[emands]. L'Allemagne contient donc des éléments non
all[emands], qui ne veulent pas de l'All[emagne]. La France a contenu des
éléments allemands, qui, dit-on veulent devenir français".
Es finden sich auch folgende Formulierungen auf deutsch: "1) Gibt es eine
Frage
? Für Sie? Nein. Für die Welt? Leider (Neutralen).
[...] 2) Nur zu lösen, Abstimmung. Ist dieser [...? schwer
lesbar] demokratisch und möglich [... ? schwer lesbar]: ich will aber ich
kann nicht ich will nicht ich kann nicht. 3) demokratisch - ja. 4)
nicht möglich? ja wohl [...]. Man denkt über was?
Ueber die Forderungsgedanken der Arbitrage. 5) Frage aus der Welt schaffen. Nur
durch [... ? schwer lesbar] Brücke bauen. Kultur Frage ob sie mehr Kultur
als die Fr[anzosen] glaube gar nicht". Siehe auch Huysmans in Dok. Nr. P/32b. -
Daß "Brücke bauen" ein wichtiges Ziel war, geht auch aus Huysmans'
Ausführungen in den Komiteesitzungen mit der MSPD am 12. und 13. 6.1917
hervor, siehe Dok. Nr. P/33a-b und Dok. Nr. P/34a. Auch Branting hatte am
21.-22.5.1917 die Bulgaren gebeten, als Brücke zwischen den deutschen und
französischen Sozialdemokraten in der Frage Elsaß-Lothringens zu
fungieren; siehe Dok. Nr. P/17, Anm. 8.

51   Stillig 1975, S. 71, weist auf die "inhaltliche
Übereinstimmung" der Auffassung des deutschen Auswärtigen Amtes und
des Kriegshauptquartiers mit der der MSPD hin. Dies auch eine
zeitgenössische Beurteilung von Friedrich Adler, ebenso im Hinblick auf
die österreichische Delegation: "commis voyageurs der Auswärtigen
Ämter", zitiert bei Marin 1996, S. 122. In Mitteilungs-Blatt [USPD] Nr.
17, 22.7.1917, S. 3, weist man darauf hin, daß die MSPD-Vertreter "in
Stockholm eine freiwillige Zweigstelle des diplomatischen Bureaus für die
deutsche Propaganda im Ausland etabliert" hätten. - Scheidemann bestritt
Gustav Mayer gegenüber, sich "im voraus" mit dem AA "ins Benehmen gesetzt"
zu haben, Mayer 1949, S. 265.

52   Leitsätze der Reichskonferenz des Parteiausschusses und der
Fraktion der MSPD vom 16.8.1915, siehe Nachweis Dok. Nr. P/27b, Anm. 18.

53   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"bewirken".

54   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"Arbeiterkultur".

55   In der oben in Anm. 1 nachgewiesenen Mitschrift von Engberg:
"morgen".

56   Nach den Notizen von Huysmans, nachgewiesen in Anm. 1, Ende
der Sitzung um 19 Uhr.