Sitzung des Holländisch-skandinavischen Komitees mit der russischen Delegation, 12. September 1917

P/69
IISG, NL Pieter J. Troelstra, 423. Hschr. (Troelstra), 8 S.1

   Panin Selbstbest.[immungs]recht Grundlage:
Palliative2

   uitspreken: 't princip een regulatief element, niet een te
verwezenlijken ding.

   Bij elke konkrete problemen geleid door 't princiep, niet om
dat geheel te verwezenlijken

   a wat Selbst.[bestimmungs]recht is

   b criterium3

   1 dauerhafte[r] Friede: einheitl.[iches]
Wirtschaftsgebiet -

   E. L. [Elsaß-Lothringen] niet noodig, dat criterium te
hebben. Crit. wil der bevolking. pg 184

   V. Kol: Methode niet goed. Schema.5
-

   E. L. [Elsaß-Lothringen] hoe?
wanneer?6 garantien voor stemming.

   Vidnes: E. L. [Elsaß-Lothringen] dat wil
Duitsche meerderheid niet

   Beter: eerst standpunt verkl. memor. kennen

   Branting: princip.: beperking territ.
veranderingen7

   Ehrlich:8 int. organ. econ. vragen -

   vrijheid der Meere - inhoud ervan weergeven.

   vrijhandel -

   al't concrete eruit, principes verklaren

   1/2 miljoen frs kosten Belgie verwoest.

   vele vragen passen niet in vredesprogram - bijv. de
Finsche: mer een innerpolitische vraag van Rusland9 -

   antwoord te geven in algemeene voorw.

   Algemene resolutie - daarbij 't concreet program -

   Comm. 3 leden instellen, methode - Bz [Basel ? schwer
lesbar]10

   1e punt: territ. verand. alleen daar noodig
(overbodig)

   hoe te beslissen of vraag binnen bestaand
territoir op te lossen

   Huysmans Status quo, behalve voor vragen die door oorlog
op voorgrond11

   Panin. Russen willen Belgie herstellen op aller
kosten.12

Übersetzung

   Panin Selbstbestimmungsrecht Grundlage:
Palliativ

   Sagen: das Prinzip ist ein regulatives Element, nicht ein zu
verwirklichendes Ding.

   Bei jedem konkreten Problem Anleitung durch das Prinzip, nicht
um es gänzlich zu verwirklichen.

   a was Selbstbestimmunsgsrecht ist

   b Kriterium

   1 dauerhafte[r] Friede: einheitl.[iches]
Wirtschaftsgebiet -

   Bei E. L. [Elsaß-Lothringen] nicht notwendig, dieses
Kriterium zu haben. Kriterium ist der Wille der Bevölkerung. Seite 18

   Van Kol: Methode nicht gut. Schema. -

   E. L. [Elsaß-Lothringen] wie? wann?
Garantien für Abstimmung.

   Vidnes: E. L. [Elsaß-Lothringen], das will
die deutsche Mehrheit nicht.

   Besser: zuerst Standpunkt im erklärenden Memorandum
kennen.

   Branting: Prinzipiell: Beschränkung territorialer
Veränderungen

   Ehrlich: internationales Organ ökonomische Fragen
-

   Freiheit der Meere - Inhalt davon wiedergeben.

   Freihandel -

   alles Konkrete daraus, Prinzipien erklären

   1/2 Millionen Francs Kosten für Verwüstung
Belgiens

   Viele Fragen passen nicht in das Friedensprogramm - z.B. die
finnische Frage: eher eine innenpolitische Frage Rußlands -

   Antwort zu geben in allgemeinen Bedingungen

   Allgemeine Resolution - dazu konkretes Programm -

   Kommission mit drei Mitgliedern einsetzen, Methode - wie in
Basel [?]

   Erster Punkt: territoriale Veränderungen nur wenn
notwendig (überflüssig)

   Wie zu entscheiden, ob Frage innerhalb des bestehenden
Territoriums zu lösen ist

   Huysmans Status quo, ausgenommen Fragen, die durch den
Krieg in den Vordergrund gekommen sind

   Panin. Die Russen wollen Belgien wiederherstellen auf
Kosten aller.

Anmerkungen

1   Diese Notizen von Troelstra sind im IISG als
abschließender Teil der Notizen vom 11.9.1917 paginiert worden. Sie
gehören aber ganz offensichtlich nicht zur Komiteesitzung am 11.9., siehe
Dok. Nr. P/66, sondern zur Diskussion über ein Minimum-Friedensprogramm ab
12.9. Dies geht auch auch aus den Notizen von Van Kol hervor, in IISG, NL Van
Kol, 57. Dort werden für die Komiteesitzung am 12.9., mit der
Überschrift "Minimum Vredes Progr" ( "Minimum-Friedensprogramm"), als
Teilnehmer der russischen Delegation Rusanov, Ehrlich, Goldenberg, Panin und
Smirnov genannt.

2   Es ist unklar, ob die folgenden Punkte Panins Stellungnahme
wiedergeben. Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol leitete
Troelstra ein, indem er die allgemeinen Grundlagen beschrieb: Freiheit der
Völker, diese aber nicht aufzuzwingen; Krieg als Mittel zur Lösung
internationaler Konflikte verbieten; Abrüstung und Schiedsgerichte;
keine Annexionen und Kriegsentschädigungen; territoriale
Veränderungen nur mit Zustimmung und nach verpflichtenden
Volksabstimmungen. Dann nannte er einige konkrete Fragen: Elsaß:
Internationaler Charakter; Element der Unruhe beseitigen; Deutschland soll
Volksabstimmung zulassen. Schadensersatz: Soweit nötig; Hilfe zum
Wiederaufbau aus internationalem Fonds; alle sollen nach Kräften
beitragen. Belgien: Wiederherstellung; Unrecht des 4.8.1914 und deutsche
Regierung verpflichtet, daraus Konsequenzen zu ziehen; Fonds für
Wiederherstellung aller kriegführenden Länder.

3   Diese beiden Punkte am linken Rand.

4   Hier wird wohl auf die entsprechende Seite in der
vorbereiteten Zusammenfassung der "Ansichten und Forderungen" der
sozialistischen Parteien verwiesen. Dieser "Rapport général sur
les mémoires des partis affiliés", hauptsächlich
ausgearbeitet von Kaplanski und Troelstra, ist abgedruckt in Stockholm 1918, S.
413-478. Ein undatierter mschr. Teilbericht [Anfang September?], der nur 11
Seiten umfaßt, in IISG, NL Troelstra, 429. Der Inhalt hschr. von
Kaplanski zusammengefaßt und in mschr. Fassung in CHA, Stockholm, N.
& C., Mai 1917:2. Zu Ausarbeitung und Inhalt Geldolf 1996, S. 321-325.

5   Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol:
"volled. Rapport eerst legen voor discussie. Tr [oelstra]
daarm. eens" ("vollständigen Bericht erst vorlegen vor
Diskussion. Troelstra damit überein").

6   Dies am linken Rand.

7   Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol:
Territoriale Veränderungen sind innenpolitisch zu regeln;
vollständige Selbständigkeit bewahren und keine
Schlußfolgerungen aus den Memoranden ziehen. - In seinen Erinnerungen
hebt Troelstra 1931, S. 147, hervor, daß Branting "davor
zurückschreckte, zu konkreten Schlußfolgerungen zu kommen" ("er voor
terugdeinsde, tot konkrete konklusies te komen"). Er sei auch gegen einen
zusammenfassenden Bericht und gegen Troelstras Entwurf gewesen, der im Komitee
vorgelesen wurde. Aus seinem "Schlupfwinkel" ("schuilhoek") herauskommend sei
er nicht dagegen gewesen, diesen als Troelstras eigene Stellungnahme
herauszugeben, aber nicht als die des Komitees . Troelstra resümierte:
"Ich hatte das Gefühl einen Schlag auf meinen Kopf zu bekommen. Selten in
meinem Leben bin ich so wütend gewesen" ("Ik had het gevoel, dat ik een
slag op mijn kop kreeg. Zelden in mijn leven ben ik zoo razend geweest"). Er
habe aber "nach scharfen Diskussionen" ("na felle diskussies") das Komitee
für seinen Standpunkt gewonnen und Branting habe "klein beigeben
müssen" ("zich bij neer moeten leggen").

8   Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol
wies Erlich auf den Völkerbund hin. Will nur ein allgemeines Programm auf
der Grundlage: Demokratie in allen Ländern. Prinzipien deutlich
ausarbeiten und auf konkrete Fälle anwenden. Die nationalen Fragen in
Italien, Ukraine und Schleswig sind nicht durch den Krieg aufgekommen. Will
Kritik der Memoranden und dann positive Antwort.

9   Die Provisorische Regierung und der Arbeiter- und Soldatenrat
waren für politische Reformen, die Wiederherstellung konstitutioneller
Rechte und Autonomie für Finnland, nur die Bolschewiki befürworteten
die Selbständigkeit Finnlands und die mögliche Lostrennung von
Rußland. Dazu Kirby 1974; Upton 1980 und die Dokumentation in
Browder/Kerensky 1961/1, S. 334-369. - Siehe auch Komiteesitzung mit der
finnischen Delegation, Dok, Nr. P/18 und Nr. P/19.

10   Nach Notizen von Van Kol am 13.9.1917, in IISG, NL Van Kol,
57, erklärte Huysmans: Die Stockholmer Konferenz tritt mit dem
Anspruch auf "généralité" an wie zuvor Basel.

11   Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol:
Für "Status quo ante". Wiederherstellung von Staaten (nicht Territorien),
die sich selbst nicht wiederherstellen können. Siehe auch unten Anm.
12.

12   Nach den oben in Anm. 1 nachgewiesenen Notizen von Van Kol:
Wiederherstellung von Belgien durch alle imperialistische Staaten. Status quo.
- Die Diskussion über das "Minimum-Friedensprogramm" wurde nach
Notizen von Van Kol am 13., 19., 21. und 24.9.1917 fortgesetzt. Zu den drei
letzteren siehe Dok. Nr. P/70b, Anm. 8. Am 13.9. erklärte Huysmans: Die
Stockholmer Konferenz tritt mit dem Anspruch auf
"généralité" an wie zuvor Basel. Aufgabe, ein Programm zu
formulieren. Jede Nation hat Recht auf nationale Freiheit. Ein schönes
Ideal, aber der Sozialismus herrscht noch nicht in Europa und kann keine Welt
ohne Krieg garatieren. Ein Völkerbund, die Internationale der Regierungen,
wird als Schiedsrichter die Fälle und akute Fragen lösen. / Das
Memorandum: Nur ein Wegweiser. Im Frieden Status quo und Lösung
problematischer Konfliktfälle. Status quo ante in Europa bedarf Korrektur.
Viele Fragen, wie z.B. Elsaß-Lohringen und Schleswig, sind nicht vor
Friedensschluß zu lösen. / Balkan: Komplex durch die
nationalen Fragen. Hat nicht die Kraft, selbst eine Föderation zu bilden.
Des dauerhaften Friedens wegen erhält Bulgarien Mazedonien. Zugang
Serbiens zum Meer. Die österreichischen Südslawen unter der
Schirmherrschaft der Monarchie. / Elsaß-Lothringen: Von internationalem
Interesse. Volksabstimmung löst den Konflikt. / Polen: Vereinigt und
unabhängig. Sache von Verhandlungen. / Belgien: Unabhängigkeit. Die
Flamen nicht zu Holland, bleiben zusammen mit den Wallonen, als zwei
demokratische Nationalitäten. / Troelstra: Keine schwierige Lösung.
Mit Einigkeit zu rechnen. / Branting: Fürchtet starkes Eintreten für
Status quo. Status quo ist Produkt der Gewalt. Sozialdemokraten wollen keinen
Lösung durch Krieg.