Sitzung der holländischen ISB-Delegation in Laren, 15. April 1917

P/01b
CHA, Stockholm, N. & C., April 1917. Hschr. (Pieter J. Troelstra), 1 S.1

   1. Aanvaarden stp. [standpunt] Kerenski2

   geen annexatie

   autonomie Polen - Armenië

   internationalisatie Dardanellen

   verpl.[ichting] Int. werken tegen imper.

   Wilsons stp. [standpunt] voorbereiding ec. verbond.3

   2 . - Contact Russ. soc. met

   a Centralen

   b Entente

    bevorderen + uitbreiden tot algemeen contact.

   3 . Bureau naar Stockholm.

   4 . Conferentie -

   Comité noodigt meerderheden en minderheden uit. Op eigen verantw.[oordelijkheid]

Übersetzung

   1. Anschluß an Standpunkt von Kerenskij

   keine Annexionen

   Autonomie für Polen - Armenien

   Internationalisierung der Dardanellen

   Verpflichtung der Internationale, gegen den Imperialismus zu arbeiten

   Standpunkt von Wilson Vorbereitung eines Wirtschaftsbundes

   2. - Kontakt der russischen Sozialisten mit

   a denen der Mittelmächte

   b denen der Entente

   fördern + ausweiten bis zu allgemeiner Verbindung

   3. Bureau nach Stockholm

   4. Konferenz -

   Komitee lädt Mehrheiten und Minderheiten ein. Auf eigene Verantworung

Anmerkungen

1   Hschr. von Huysmans mit Blaustift unten rechts datiert: 14-4-1917. Es handelt sich wohl um Notizen für ein Handlungsprogramm, die Troelstra vor der Sitzung in Laren skizzierte und dann dort vortrug; siehe auch Dok. Nr. P/01a und Nr. P/01c.

2   Darauf bezog sich Troelstra auch in seinem Interview in Het Volk 20.4.1917, Dok. Nr. P/01f. Die von Troelstra angeführten konkreten Fragen finden sich in den öffentlichen Äußerungen von Kerenskij von Ende März/Anfang April 1917, besonders in einem vielbeachteten Interview mit dem Daily Telegraph, wiedergegeben in schwed. Social-Demokraten 24.3.1917, S. 6, Revolutionen [Die Revolution]. Nach einem englischen Bericht vom 19.3., zitiert bei Abraham 1987, S. 162, trat Kerenskij "nur" für die Internationalisierung der Dardanellen sowie für die Autonomie von Polen, Finnland und Armenien ein. In Troelstras Interview vom 20.4. wird nur ersteres angesprochen. - Vgl. dazu auch die Äußerungen von Huysmans in einem Artikel über die Errungenschaften der russischen Revolution für die Zeitung Russkaja Volja, am 31.3.1917, abgedruckt in De Belgische Socialist/Le Socialiste Belge ("Impressions"), wo er u.a. auf die führende Stellung von Kerenskij hinwies. Nach einem österreichischen Bericht am 18.4.1917 aus Amsterdam, Dok. Nr. P/01e, sprach Huysmans die Erwartung aus, daß in Rußland "schließlich die Richtung Kerensky sich gebietend festsetzen würde. So wäre die Basis für eine Aktion der sozialistischen Parteien gegeben". In seinen in Dok. Nr. P/01c, Anm. 4, nachgewiesenen Telegrammen vom 12.4.1917 bezog Huysmans von Anfang an die Mitarbeit von Kerenskij ein. - Die der russischen Revolution als "an ardent champion of the New Diplomacy" und auch die Bedeutung von Wilson in dieser Hinsicht behandelt Mayer 1959, S. 31-44, siehe auch S. 68-73. Vgl. auch Blänsdorf 1979, S. 370f. Ansonsten wird im allgemeinen die Rolle des Aufrufs des Arbeiter- und Soldatenrats "An die Völker der Welt" vom 27.3.1917 hervorgehoben während Kerenskijs Name und Rolle verschwindet; so etwa auch in den Memoiren von Troelstra 1931, S. 113.

3   Darauf bezog sich Troelstra auch in seinem Interview in Het Volk 20.4.1917, Dok. Nr. P/01f. Er nannte die Anlehnung an Äußerungen von verantwortlichen Regierungskreisen, und zwar neben Kerenskij in erster Linie Wilsons Friedensprogramm und dessen Rede im amerikanischen Senat am 22.1.1917, woraus er auch zitiert. In seiner Senatsrede hatte Wilson gesprochen von "inviolable security of life, of worship and of industrial and social development". Troelstras verengt nach seinen Notizen Wilsons Idee eines Völkerbunds als wirtschaftlichen Verbund, ohne Schiedsgerichtsbarkeit, Abrüstung und Demokratisierung zu erwähnen. Er zitiert in diesem Zusammenhang ähnliche eigene Vorstellungen, die er im Dezember 1916 entwickelt hatte, wo allerdings jene anderen Fragen ebenfalls angesprochen wurden. - Die Bedeutung von Wilsons (und Kerenskijs) Stellungnahmen für das Wiederaufleben der sozialistischen Friedenshoffnungen behandelt Mayer 1959, S. 31ff.